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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 287
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0288
Die Offenburger Juden im Ersten Weltkrieg 1914-1918 und der „Dank des Vaterlandes" 9R7

So geschah es, und Adolf Weil fand seine letzte Ruhestätte
auf dem jüdischen Friedhof der Heimatstadt:

„Wieder erklang der militärische Trauermarsch vom Friedhofe her.
Unsere 170er Kapelle spielte ihr Klagelied um den heimgegange-
nen Landsturmmann Adolf Weil. Ein großes Geleit brachte unseren
allbeliebten Mitbürger von der Leichenhalle zur israelitischen
Totenstätte. Dort fand nun das zweite Kriegsopfer seine ewige
Heimat. Prediger Dr. Hahn rührte die Herzen der Trauerversammlung
durch eine rhetorisch meisterhafte Würdigung des Bürgers,
Soldaten und Familienvaters Adolf Weil, des treuen Glaubensgenossen
und vortrefflichen Menschen. Die Stadtbehörde ließ den
geachteten Bürger durch den Mund des Stadtrates Monsch ehren,
für die Kameradschaft der Freiwilligen Feuerwehr sprach Kommandant
Glück das Abschiedswort. Über dem Grabe des so früh
von uns geschiedenen echten Offenburgers weinten zwei Brüder
und vier Schwestern, und mit ihnen klagten hunderte in liebevollem
Gedenken. All das Gute, das A. Weil den Soldaten und durch
die Not des Krieges bedrängten Leuten erwiesen hat, bleibt unvergessen
. Waren hier alle Konfessionen, Gläubige und Freidenker in
gemeinsamer Andacht vereinigt, so bleibt doch der mißklingende
Ton der Frage: warum gewährt der städtische Ehrenfriedhof für
die Opfer des Krieges nicht allen in soldatischer Gemeinsamkeit
die ewige Heimat?" (D'r alt Offeburger 20.5.1917)

Der Autor dieser Zeilen, der langjährige sozialdemokratische
Reichstagsabgeordnete und Journalist Adolf Geck, wollte
christliche, jüdische und freigläubige Gefallene der Stadt auf
einem gemeinsamen Ehrenfriedhof bestattet sehen, eine Forderung
, der sich jedoch die jüdische Gemeinde widersetzte.
Allein der „Gute Ort", der jüdische Friedhof, komme dazu in-
frage.

Georg Monsch, Stadtrat und Schreiber der Kriegschronik
Offenburgs,13 meinte:

„Adolf Weil zum Schwarzwälder Hof wurde heute beerdigt. Seit
langem innerlich krank wurde er eingezogen und erlag nach zwei
Monaten den Strapazen des Eindrillens. Frau und 5 Kinder sind
unversorgt. Es ist viel beklagt, dass so rücksichtslos Kranke und
Krüppel einrücken und doch nur die Spitäler füllen müssen. Chronist
legte städt. Kranz am Grabe nieder, hierbei sei bemerkt, dass
es Hypertoleranz ist, daß jüdische Soldaten nicht wie auf dem
Feld auf dem allgemeinen Soldatenfriedhof beerdigt werden müssen
. Ein russischer Gefangener, Israelit, nahm teil am Leichenbegängnis
, das eine enorme Teilnehmerzahl aufwies."


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