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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 296
(PDF, 98 MB)
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296 MartinRuch

3. Stock. Die Möbel des ersten Stocks hatte sie schon im Lauf
des Jahres 1936 teilweise verschleudert, teilweise verschenkt.
Dazu kamen große Bücherbestände, die zum allergrößten Teil
sehr kostbar waren und sinnlos verschleudert wurden. Als Frau
Veit in Amerika ankam, besaß sie noch in bar 10 RM, eine Kiste
mit Gebrauchsporzellan, Wäsche, Leib-, Bett- und Tischwäsche,
einen elektrischen Heizofen, eine Nähmaschine, eine Couch,
eine Schreibmaschine, eine Kiste mit privaten Utensilien/'37

Adolf und Karl Kahn

Adolf Kahn (1880-1941 Rivesaltes) führte mit seinem Bruder
Karl Kahn (1873-1960 Sao Paulo) das Gebr. Kahn Manufakturwa-
renversandgeschäft in der Hauptstr. 18 in Offenburg, die Familie
wohnte in der Augustastraße 4.38 Beide jüdischen Männer nahmen
am Krieg teil, aber auch sie erlebten den ganz besonderen
„Dank" ihres Vaterlandes:

Am 8. April 1915 traf bei der Fürsorgestelle der Stadt ein
Unterstützungsgesuch der „Frau Adolf Kahn" ein mit den
Angaben: „kein Einkommen, keine Kinder, Miete monatlich
50 M". Doch die Bitte wurde am 19. Mai abgelehnt, „Bedürftigkeit
kann nicht als vorhanden erachtet werden". Nur wenige
Wochen später erhielt das Bezirksamt aber erneut Post in dieser
Angelegenheit, diesmal vom Stadtrat, denn die „Ehefrau des
am 18. März dieses Jahres zum Kriegsdienst eingezogenen
Kaufmanns Adolf Kahn wurde durch Bezirksratsbeschluß mit
ihrem Unterstützungsgesuch abgewiesen. Die Genannte ist
heute diesseits vorstellig geworden mit dem Ansuchen, ihr
nunmehr mit Rücksicht darauf, dass ihr Schwager Karl Kahn,
der bisher das Geschäft in beschränktem Maß weiter betrieben
habe, jetzt auch einberufen sei und deshalb das Geschäft vollständig
ruhe, Kriegsunterstützung zu erwirken. Unter diesen
Umständen wird die Unterstützung nunmehr zu gewähren
sein. Wir beantragen deshalb Bewilligung einer Zuwendung
von 25 M monatlich an die Ehefrau des Adolf Kahn." Aber obwohl
nun also beide Geschäftsinhaber an der Front waren, traf
am 7. Juli 1915 die Antwort des Bezirksamtes ein, das „in seiner
heutigen Sitzung das Gesuch wieder abgelehnt" hatte. Denn es
dürfe bei einem Betriebsvermögen von 32000 M so viel anderweitiges
Vermögen als vorhanden angenommen werden, dass
die Frau des Einberufenen ohne Not ihren Lebensunterhalt
bestreiten könne.

Frau Kahn wandte sich darauf an den Hilfsausschuss der
Stadt, der wiederum den Vorschußverein (heute Volksbank)
um Auskunft über die Vermögensverhältnisse des Betriebes


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