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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 304
(PDF, 98 MB)
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Ihren Lebenslauf beschrieb die junge Arztin im Anhang
folgendermaßen: „Geboren zu Ettenheim in Baden am 6. Juli
1890 als Tochter des Kaufmanns Joseph Lion, jüdischer Konfession
, besuchte ich das dortige Realgymnasium bis zu meinem
1909 erfolgten Abiturientenexamen. Dann studierte ich auf
den Hochschulen in Freiburg, München und Heidelberg. Die
ärztliche Vorprüfung machte ich am 5. März 1912 in Freiburg.
Am 10. August 1914 bestand ich vor der ärztlichen Prüfungskommission
in Freiburg die Notprüfung und erhielt am 7. September
1914 die Approbation als Ärztin. Seit November 1914
arbeite ich an der Rhein. Prov.-Heil- und Pflegeanstalt Grafenberg
und dem ihr angegliederten Lazarette erst als Volontär-,
jetzt als Assistenzärztin. Am 8. März 1915 verheiratete ich mich
mit Dr. med. Otto Wiegand aus Mansfeld."

Heilanstalt Grafenberg

Im Regierungsbezirk Düsseldorf, eine Stunde Fußweg von Düsseldorf
entfernt, lag bei Grafenberg eine Heilanstalt mit Reformcharakter
: Die stadtferne Lage entsprach der damals vorherrschenden
Auffassung, dass psychisch kranke Menschen
aus ihrem bisherigen Lebenszusammenhang herausgelöst werden
müssten und in einer schönen landschaftlichen Umgebung
am ehesten gesunden. Hier standen 18 einzelne Häuser,
in denen 300 Patientinnen und Patienten samt Ärzten, Verwalter
, Pflege- und Dienstpersonal lebten. Männer und Frauen
waren getrennt untergebracht. Nach außen war die gesamte
Anlage von einer Mauer umgeben, nach innen öffneten sich
für jedes Gebäude umschlossene Höfe oder Gärten. Für jeden
Kranken plante man zum Schlafen 24 Quadratmeter, zum
Wohnen 15 Quadratmeter. Die Höhe der Räume lag bei über
vier Metern.

Zum Reformkonzept gehörte, dass alle neuen Häuser als offene
Abteilungen konzipiert wurden. Die Öffnung machte sich
auch im äußeren Bild bemerkbar. Die Fenstergitter wurden
entfernt und die Gartenanlagen vergrößert.

Der Erste Weltkrieg stellte in mehrfacher Hinsicht eine
Zäsur für die Anstalt dar. Innerhalb von zwei Tagen wurden
drei Ärzte, 34 Pfleger und zwölf Dienstangestellte eingezogen.
Insgesamt 45 der 74 Pfleger zogen 1914 in den Krieg. Dauerhafter
Ersatz war schwer zu bekommen. Gleichzeitig musste
auch Grafenberg verwundete und körperlich kranke Soldaten
aufnehmen und stellte dafür 200 Betten zur Verfügung. Bis
zum Frühjahr 1918 wurden 2700 rein somatisch Kranke versorgt
.


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