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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 309
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„O Deutschland vergiß nie Deine toten Helden!"

Kriegserfahrung und Kriegsverarbeitung in Schiltach 1914-1925

Hans Harter

Von den Denkmälern im öffentlichen Raum und den in einigen
Familien noch aufbewahrten Andenken abgesehen, sind
nach einem Jahrhundert die Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg
verblasst. Wie man den damals in eine lange Friedenszeit
einbrechenden Krieg „in der Heimat" erlebte, sich zu ihm verhielt
und ihn zu bewältigen suchte, soll am Beipiel des Städtchens
Schiltach und der bäuerlichen Nachbargemeinde Lehengericht
untersucht werden. Und dies anhand der öffentlichen
Wahrnehmung und Beeinflussung, wofür die Zeitung das tägliche
Sprachrohr war. Grundlage ist der im Amtsbezirk Wolfach
verbreitete „Kinzigtäler",1 der auch aus Schiltach und Lehengericht
(1910: 1902 bzw. 862 Einw.)2 berichtete.

„Ein so ungerecht aufgenötigter Krieg" - August 1914

Seit dem 23.7.1914 brachte die Zeitung „Extrablätter": Zur von
Serbien „in unbefriedigender Weise" beantworteten Note Österreich
-Ungarns, zu seiner Mobilmachung und Erklärung des
„Kriegszustands". Als Russland am 30.7. die Reservisten einberief
, setzte die Redaktion, trotz der „fieberhaftesten Spannung
in ganz Europa", einen Beitrag unter die Überschrift „Ruhe!":
Bis in die kleinsten Orte sei eine Aufregung gedrungen, „die
sich durch das Abheben von Sparguthaben und den Sturm auf
die Lebensmittelläden bemerkbar macht." In solchen Zeiten sei
es „die Pflicht des überlegenden Bürgers, die Ruhe zu bewahren
und der Entwicklung der Dinge, die für ihn ja doch nicht zu
ändern sind, kühl entgegen zu sehen".3

Dies sind die ersten überlieferten Reaktionen der hiesigen
Bevölkerung auf die „Juli-Krise", die am 31.7. in der „Erklärung
des Kriegszustandes" gipfelte. Sie wurde in Schiltach unter
Trommelwirbel auf dem Marktplatz verlesen.4 Dann überschlugen
sich die Ereignisse: Mit der zum 1.8. befohlenen Mobilmachung
und dem Einrücken der ersten Männer, denen „Befreiung
vom Eheaufgebot" gewährt wurde, sodass sie noch heiraten
konnten.5 Als sie das Städtchen verlassen hatten, gab es
einen Bericht über die „schweren Abschiedsstunden, wenn im
Morgengrauen die Gattin dem Gatten den letzten Kuß bot,
wenn der Sohn sich losriß aus den Armen der weinenden Mut-


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