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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 310
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ter." Doch war dies nur die eine Seite: „Alles Leid und aller
Trennungsschmerz wurde von den brausenden Hochrufen auf
Kaiser und Vaterland übertönt", sodass es auch „große und
herzerhebende Stunden waren" gipfelnd im Choral „Eine feste
Burg ist unser Gott" der „wie ein heißes Gebet gen Himmel
stieg".6 Am ersten Abend, als der Bahnhof voller Menschen
war, wurde auch das Deutschlandlied angestimmt, und vom
Berg ertönte „Lieb Vaterland magst ruhig sein", gesungen von
„unserer Jugend". - Der Abschied war also auch inszeniert, sein
Schmerz sollte durch vaterländische Gefühle kompensiert werden
, was zu einer „ernst und hehren" oder „ernst begeisterten"
Stimmung führte.7

In dieser Mischung hielt sie sich jedoch nicht lange: „Jetzt
erklingen andere Töne: Die Militärtranporte beginnen, welch
prächtige Soldaten, wie vorzüglich ausgerüstet, welch glühende
Begeisterung! Unvergessliche Stunde, wenn Soldaten und Publikum
gemeinsam sangen und in gewaltigen Akkorden das alte
Kriegslied erklang: ,Es braust ein Ruf wie Donnerhair." Auch
im Städtchen veränderte sich die Stimmung: „Nun hebt die
Arbeit der Frauen an." Der Frauenverein bat um Spenden, bald
waren über 1000 Mark beisammen. Viele meldeten sich zu
Krankenpflege, Näh- und Strickarbeit, in einer „gewaltigen Opferwilligkeit
und Begeisterung für die Größe, die Ehre, die Freiheit
unseres deutschen Vaterlandes".8

Diese vaterländische Stimmung befeuerte die Zeitung durch
Kriegsgedichte, die von reichlich vorhandenen Gelegenheitsdichtern
stammten. Sie gaben den Takt vor, wie die Bevölkerung
den Krieg aufnehmen sollte. Nanette Stengel aus Gutach
setzte auf Gott:

„Beschütze die Soldaten
Gib ihnen Kraft und Glück
Daß alle wiederkehren
In's Vaterhaus zurück/'9

Der Wolfacher Konrad Villing gab die politische Zielrichtung
vor: Das Vaterland „ist umringt von Feinden und Neidern",

„Drum ziehen deine Söhne jetzt
Ins Feld mit Heldenmut;
Und wer dein Ehrenschild verletzt,
Bezahlt's mit seinem Blut!"10

Bald sah man jedoch die Folgen des Kriegs: Statt des „siegesfreudigen
Ausmarschs unserer Truppen jetzt Tag für Tag die
Transporte der verwundet vom Schlachtfeld heimkommenden


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