Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 348
(PDF, 98 MB)
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348 Gernot Joerger

an diesen Krieg erinnert. So einen Krieg hatte es bisher, was
seinen weltweiten Umfang4 und seine Schrecklichkeit angeht,
noch nie gegeben. Die Geschichtsschreibung über diesen Krieg
stützt sich seit einigen Jahren verstärkt auch auf individuelle
Beschreibungen in Tagebüchern und in anderen Dokumenten
wie Briefen, die Kriegsteilnehmer und zivile Betroffene verfasst
haben.

Bei meiner Übertragung des handschriftlichen Textes meines
Vaters habe ich wenige, zur besseren Lesbarkeit oder Verständlichkeit
geboten scheinende Änderungen und Ergänzungen
vorgenommen, ohne den Inhalt zu verfälschen. Von mir
stammt auch die Hervorhebung von Orten, Ländern, Regionen
und Namen durch Kursivschrift. Um den Text übersichtlicher
zu gliedern, wurden von mir auch (fett gedruckt) Zwischenüberschriften
eingefügt. Sollte der oft sehr detailreiche Text
um gewisse Längen gestrichen werden, zum Beispiel um die
Stellen, wo wenig passiert? Es gab zwischendurch für einen
Soldaten auch fast beschauliche Zeiten. Sie mögen wenig spannend
oder überflüssig erscheinen? Diese Passagen zeigen jedoch
auch einen Teil des Soldatenalltags.

Manche Leser mag am Text irritieren, dass auch - einige
wenige - komische Situationen beschrieben sind. Etwa wenn
der ungeliebte volltrunkene Vorgesetzte in die Sch... der Latrine
fällt. Dieses Lachen ist kein lustiges, sondern ein schadenfreudiges
. Und wenn da einige Soldaten sich zwischendurch
auch mal Witze erzählten, bedeutete das ja noch lange nicht,
dass sie ihre Soldatenzeit als witzig empfanden. Sie wollten sich
im Zweifel zwischendurch auch mal von ihrem Stress und
ihren Ängsten ablenken.

Ist alles, was mein Vater über den Ersten Weltkrieg geschrieben
hat, nicht schon tausendfach beschrieben worden? Es mag
ja „Weltkriegsexperten" geben, die schon alles von Erich Maria
Remarque über Ernst Jünger und andere Autoren über den Ersten
Weltkrieg gelesen haben und deswegen finden, dass der
Bericht meines Vaters nichts wirklich Neues enthalte. Sie mögen
die Lektüre spätestens hier abbrechen. Wer aber erfahren
möchte, wie diese Zeit von einem einfachen Soldaten erlebt und
erlitten worden ist, der möge in der Lektüre fortfahren.

Mich, der ich nie als Soldat gedient habe, hat der wohl zeittypische
Soldaten-Jargon der Notizen verwundert. So hat mein
Vater z. B. Kugeln, die gefährlich nah um ihn flogen und ihn ja
auch dreimal verletzten, mit aggressiven, giftigen „Bienen"
verglichen. Gefährliche Attacken der gegnerischen Seite und
die eigenen wurden z.B. mehrfach mit dem Verb „funken" ins
Bild gesetzt.


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