Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 352
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"3 C O Gernot Joerger

Wieder ein Pferd kaufen? Das hatte keinen Zweck. Ein taugliches
würde früher oder später doch geholt werden. Und einen
liederlichen Klepper wollten wir nicht. Wir kauften einen
Ochsen, richteten die Weißrübenäcker halt jetzt mit einem
Ochsen, und siehe da, es ging auch so. Da kommt eines Tages
unser Nachbar, der Wörner Gustav, mit einer „Woche", jener
damals so bekannten Illustrierten. „Das ist euer Schimmel!" Er
behauptete es steif und fest. Ich war weniger überzeugt, ließ
ihn aber bei seiner Meinung. Als wir im Gewann Hinterbann
Rüben säten, haben wir weit drüben im Westen Kanonen donnern
gehört.

Erste deutsche Siege

Die Franzosen waren bis Mühlhausen im Elsass vorgedrungen.
Die Badener drängten sie wieder zurück.

Wir hören von unserem Haus aus, dass Tag und Nacht viel
mehr Züge als sonst lautstark durch den Bahnhof rollen. Im
Acherner Krankenhaus wird eine Lazarettstation eingerichtet.
Die Schlacht in Lothringen im Raum von Saarburg wird geschlagen
. Sieg! Die Glocken läuten. Es muss rasch vorwärtsgehen. In
Ostpreußen der Sieg bei Tannenber^. Wenn es so weitergeht,
schätzen wir, dann wird der Krieg nicht lange dauern. Sieg auf
Sieg. Die Schulkameraden von der Realschule haben sich schon
alle freiwillig gemeldet. Schon können die Ersatzbataillone den
Andrang kaum mehr aufnehmen. Wenn ich mich nicht jetzt
melde, dann ist der Krieg vorbei, ohne dass ich dabei war, und
das wäre ja eine Blamage.

Trotz Senkfuß ist Max Jörger: „Tauglich!",
wird aber zurückgestellt.

Ich wundere mich noch heute,9 auf wie wenig Widerstand ich
bei meinen Eltern gestoßen bin, als ich ihnen eröffnete, ich
wolle mich freiwillig melden. Eine Bescheinigung vom Rathaus
, die Fahrt nach Freiburg kostete nichts. Mit dem Zug fahren
auch einberufene Schweizer, die irgendwo an der Wasserkante
gesessen haben. Es wird gesungen und gejubelt.

In Freiburg gehe ich zuerst zu Tante Josefine, dann in die
113er-Kaserne. Alles überfüllt, an eine sofortige Aufnahme ins
Heer noch nicht zu denken. Und da war ich vernünftig. „Dann
warte ich eben, bis sie dich holen!", dachte ich und fuhr wieder
heim. Man sagte mir später, ich sei noch früh genug in den
Krieg gekommen und man mag wohl recht gehabt haben.

Wochen vergingen, Monate. Es kamen Verwundete von
der Front, verdreckt und müde. Aus dem Elsass und aus den


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