Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 362
(PDF, 98 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0363
"3/CO Gernot Joerger

14. Februar. Das Bataillon ist auf dem Weitermarsch, stundenlang
, bergauf, bergab. Das Petroleumbrot stößt immer noch
auf. Wird gerastet, so setzt man sich auf den Tornister und
schläft ein. Aber es sind ja nur Minuten, dann geht es weiter,
die Offiziere treiben. Es wird Abend. Zur Linken einige Hügel,
darauf Reiter, die mit dem Fernglas das Gelände absuchen.
Vorne rechts ein paar Häuser. Die „Erste" sucht die Häuser ab.
Wir, d.h. die „Zweite", schwärmten als Marschsicherung aus.
Links und rechts der Straße von Filipo nach Suwalki20. Am rechten
Straßenrand stehen Telegrafenleitungmaste. An einem ist
eine Kuh angebunden. Eine unserer Reiterpatrouillen überholt
uns. Einer ruft: „Ist da vorne was los?" „Aufpassen!" rufe ich.
Im gleichen Augenblick bindet der Bursche unseres Alten die
Kuh los. Der Alte hat sein Schlachtross wieder bestiegen, lässt
den Zweiten und Dritten Zug sammeln, hält die Marschsicherung
durch den Ersten Zug für genügend. Da geht es los.

Nahkampf

Feuer aus ein paar Maschinengewehren, und zwar aus nächster
Entfernung. Was von der Reiterpatrouille nicht abgeschossen
ist, jagt im Galopp wieder zurück, auch reiterlose Pferde flüchten
. Wir werfen uns in den Schnee. Merken jetzt erst, dass der
mehr Matsch ist als Schnee, merken allerdings auch, dass wir
verschwitzt und nass sind. Zunächst einmal macht man sich so
platt wie es irgend geht. Wenn der „Russki" etwas aussetzt, ballern
wir los. Ich denke nicht daran, dass ich Krankenträger bin.
Ich hab ja ein Gewehr und Munition. Die oder wir. Insofern
habe ich Glück, als ich durch den allerdings nur flachen Graben
neben der Straße etwas gedeckt bin. Es ist ein eigenartiges Gefühl
, wenn Maschinengewehre so nah auf einen los hämmern.
Und trotz allem übermannt uns fast die Müdigkeit. Ein Melder
wird nach hinten geschickt, weil unsere Artillerie, die uns beistehen
will, die Schrapnells über unsere Köpfe setzt. Die Schützenlinie
wird nach beiden Seiten verlängert. Es gibt Verwundete
. Ich stelle mich noch recht ungeschickt an. Aber es ist auch
das erste Mal, dass wir so recht in feindliche MGs hineingelaufen
sind. Dann die Müdigkeit, der Schlaf, die Kälte, die Nässe. Es
ist mir, als ob ich durch und durch, körperlich und seelisch,
eingefroren und unbeweglich wäre, unfähig zu denken, unfähig
etwas Rechtes zu tun. Ich muss mich in einem Halbschlaf
befunden haben. ... Es wurde Morgen. Und als ob das Licht
mich wieder zum Leben erweckt hätte, sehe ich nun Kameraden
um mich, Ausrüstungsgegenstände, liegen gelassen von
den Verwundeten, den Toten entfallen, im Gelände zerstreut,


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