Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 367
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„Wenn ich mich nicht jetzt melde, dann ist der Krieg vorbei, ohne dass ich dabei war" ^fy/

sich unser Alter wieder um nichts. Wir stehen da mit großen
Scheinen in den Händen und können nichts einkaufen. Und
ich hätte doch so gerne Schokolade gekauft, um gegen meinen
scheußlichen Durchfall anzugehen. Wir bekommen aus unserer
Feldküche warmes Essen. Gegen Abend rücken wir wieder
nach unserem Loyki ab, beziehen dort unseren Taubenschlag
wie ehedem. Am andern Tag geht's wieder weiter, südwärts.
Ich bin kein Mensch mehr. Mein Durchfall wird immer gemeiner
. Wenn ich nur die Hand an den Hosenträger lege, um sie
los zu knüpfen, ist es schon zu spät. Alles geht in die Hose. Ich
bin schon einige Tage ohne Unterhose. Einige habe ich verloren
, als vor Tagen mein Tornister „ausgepackt" worden ist,
während wir unsere Toten zusammenholten. Die von Mäusen
angefressene Unterhose und jene, die ich noch auf dem Leib
getragen habe, musste ich wegwerfen, weil eine Gelegenheit,
sie zu waschen, nicht gegeben war. Ich war durch den ewigen
Durchfall müde und schlapp geworden und wollte mich doch
nicht krank melden. Es war zum Verzweifeln. In solchem Zustand
war ich noch, als wir etwa um den 9. März herum vor
der Ortschaft Vidinje (in der Gegend von Homska), eingesetzt
wurden.

März 1915 Kampf Mann gegen Mann

7. März. In der Nacht heißt es auf einmal: „Fertig machen". Wir
werden abgelöst. Um 4 Uhr morgens soll die Ablösung vor sich
gehen. Schon ist der Reservezug, bei dem ich bin, beim Abrücken
. Da geht der Zauber los. Die Führung des Zugs klappt
nicht. Es heißt gleichzeitig: „Hierbleiben" und „Nix wie raus
aus dem Nest!".

Und wie es zu gehen pflegt, wenn die feste Hand fehlt, die
paar Gruppen der Zweiten, die nun schon mal am Abrücken
waren, ließen sich nicht mehr halten. Am Ortsausgang funkte
dann der Russe noch ein paar Granaten in das verbliebene
Häuflein. Und wir atmeten erleichtert auf, als wir aus dem Bereich
von Vidinje heraus und unbeschossen weiter stolperten,
denn es war ja noch Nacht. In der nächsten Ortschaft kamen
wir erschöpft an. Später kam auch noch der Rest der Kompanie.
Von dem hörten wir dann, was sich in der Stellung abgespielt
hatte. In die Ablösung hinein hagelte gerade der russische Angriff
. Wir waren in das Sperrfeuer geraten. Der Russe war so
überraschend gekommen, dass er zunächst in die Stellung eindringen
konnte. Dort aber traf er nun sowohl auf die abzulösenden
als auch die ablösenden Kompanien, die sich wie die
Berserker zur Wehr setzen.


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