Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 396
(PDF, 98 MB)
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Frank Armbruster

kehrt. Ein Teil hatte sich schon eigenmächtig in die Heimat
zurückbegeben. Ein weiterer Teil saß noch in französischen
(insgesamt rund 350000 Mann) und in englischen (insgesamt
rund 328000 Mann) Gefangenenlagern fest. Die französische
Regierung wertete den wirtschaftlichen Beitrag der deutschen
Kriegsgefangenen so hoch, dass Marschall Foch nach Ab-
schluss des Waffenstillstandes darauf bestand, die rund 350000
Deutschen möglichst lange nicht zu repatriieren, sondern sie
zum Wiederaufbau der zerstörten nordfranzösischen Landstriche
einzusetzen, wo sie - unter Anfeindungen der Zivilbevölkerung
- Trümmer beseitigen und Gebäude errichten mussten.81

Ein deutscher Heimkehrer beklagte sich: „2520983 Gefangene
haben wir gemacht. Keiner ist verhungert! Keiner kam in
einem Zustand nach Hause wie wir!" 82

3055 Mann kamen aber gar nicht mehr zurück.83 Sie waren
gefallen, gestorben, vermisst. Das heißt ein ganzes Bataillon war
ums Leben gekommen. Aus der Heimat waren zwar immer wieder
neue Soldaten gekommen, gegen Ende des Krieges aber
immer weniger, schnell ausgebildet, schnell an die Front geschickt
und oftmals schnell gefallen. Aus ganz Baden waren
62677 Kriegsteilnehmer gefallen oder gestorben.84 Deutschland
hatte 1834524 Gefallene zu beklagen, Frankreich 1425 872,
Großbritannien mit Dominions und Kolonien 946023.85 Und
viele, die zurückkamen, waren verkrüppelt, krank, psychisch
kaputt und litten ihr ganzes weiteres Leben an den Kriegsfolgen
. Jeder Kriegsinvalide, der des Rates und der Hilfe bedurfte,
konnte sich an den Badischen Heimatbund wenden. Dort
konnte er z.B. erfahren, welche Ansprüche auf künstliche Glieder
bestanden. Für körperlich arbeitende Kriegsgeschädigte ein
Arbeitsarm mit auswechselbarer Kunsthand, für Kopfarbeiter
ein Kunstarm. Für Beine: zwei Kunstglieder, davon eins in der
Regel in einfacherer Ausführung. Zu jedem künstlichen Bein
erstmalig ein Paar Schuhe.86 So war zu schrecklicher Wirklichkeit
geworden, was ein Lamszus schon 1913 geahnt hatte: „Wieviel
Leichen wird der Krieg wohl bringen? Wenn nur der fünfte
Mann im Felde bleibt und der zweite Fünfte als Krüppel wiederkehrt
- wie groß wird dann die Ernte sein?"87

Das Kriegsschicksal von Wilhelm Karl S. aus einer Offenburger
Arztfamilie sei stellvertretend für seine Kameraden im
Infanterie-Regiment 170 aus seiner Kriegsstammrolle rekonstruiert
: Am 23.2.1896 in Offenburg geboren. Abitur an der Oberrealschule
(dem heutigen Schiller-Gymnasium). Am 10. August
Fahnenjunker beim 1. Ersatz-Bataillon des 9. Badischen Infanterie
-Regiments 170. Am 15. September 1914 vereidigt. Am
29. Januar 1915 bei Auchy durch Querschläger am Unterkiefer


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