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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 416
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41 6 J°hannes Werner

Auf wen träfen diese Worte eher zu als auf Heinrich Hansjakob
, der 1837 als Sohn eines Bäckers und Wirts in Haslach
geboren wurde? Jeder, der ihn kennt, weiß, dass er zeitlebens
den Kinderhimmel beschwor, aus dem er verstoßen worden
war; und dass seine Werke eine unerschöpfliche Fundgrube
sind, auf deren Grund die schönsten Schätze liegen.11

Jede Jahreszeit hatte für uns ihre eigenen Spiele. Beim nahenden
Frühling, wenn der Schnee geschmolzen von den Straßen, spielten
wir Ball am Waschhaus. Es gab damals aber noch keine Gummiballen
. Die unsrigen machten uns Mutter und Schwestern aus
Lumpen, nicht selten aber außen mit farbigen Tuchresten schön
ausstaffiert. Am liebsten spielten wir zu fünft, wobei wir ein Karree
bildeten und der fünfte in demselben, wie wir es hießen, „in
der Küche" stand und bombardiert wurde. Je geschickter er auswich
, umso größer war sein Ruhm. Da dies Spiel gewöhnlich in die
Fastenzeit fiel, störte uns jeweils unliebsam die Glocke vom Kirchturm
her, die ins „Miserere", in die Fastenandacht, rief. Wehe
dem, der gewagt hätte, noch Ball zu spielen und nicht in die Kirche
zu gehen. Die schärfste elterliche Strafe hätte ihn getroffen.12

Hansjakob hat sein autobiografisches Projekt selber gerechtfertigt
: „Es ist zwar Übung, daß man sich nur um die Jugendzeit
,großer und berühmter Menschen' interessiert. Allein ich
bin der Ansicht, daß das Leben des einfachsten und armseligsten
Menschen es verdiente, aufgeschrieben und veröffentlicht
zu werden/'13 Dieser Ansicht war damals kaum jemand.
Doch umso eifriger hat Hansjakob die Lebensläufe derer aufgeschrieben
, die dies selber nie getan hätten, auch nicht gekonnt
hätten.14

Albert Thomas Reininger, geboren 1850 in Ulm bei Renchen
, wurde Bäcker und dann doch noch, nach vielen Umwegen
, Priester in Amerika.15 (Zu diesen Umwegen zählte auch
ein Aufenthalt in der urchristlich-urkommunistischen Kolonie
St. Nazianz in Wisconsin, die der badische Priester, Heiler
und Seher Ambros Oschwald 1854 gegründet hatte.16) In seiner
Autobiografie, als deren Autor er einen gewissen Robert
Rath vorschob, beschrieb er, nicht anders als Hansjakob, besonders
gern, gut und genau die Welt, der er entwachsen war.
Noch war das Jahr eine Einheit, die sich immer wiederholte
und von Fest- und Feiertagen, samt den mit ihnen verbundenen
Bräuchen, gegliedert und geordnet wurde: nämlich von
Weihnachten, Neujahr, Ostern, Fronleichnam; nicht zuletzt
vom Jahrmarkt.


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