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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 418
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41 8 Jonannes Werner

der Vater seinen Mantel um und nun ging's fort in die kalte
Winternacht hinaus. Überall glänzten die Lichter aus den
Bergen herüber. Da und dort kamen schweigsame Gruppen
herab in die Straße und zogen in sich gekehrt ins Tal hinab. Da
und dort schimmerte ein Christbaum durch die Fenster. Kindergestalten
huschten vorbei. Sie sprachen vom Christkind, von
den Engeln auf Bethlehems Fluren, von Maria und Josef von
den Hirten und ihren Herden. - Je weiter man das Tal hinab
kam, desto mehr Leute zogen auf der Straße der Kirche zu. Der
Seppele konnte sich nicht satt sehen, als er in das Heiligtum
eintrat. Die vielen Lichterl Dann die Krippe mit dem Kinde und
den Hirten! Dann die herrlichen Liederl Alle galten dem Jesuskinde
. (...) Die Kirche versteht es, mitten im Winter die glühende
Julisonne der Freude strahlen zu lassen und des Menschen Herz
zu erwärmen.21

An dieser Stelle kommt wieder Alban Stolz ins Spiel, mit dem
unsere Betrachtung begann; denn erst an seinen Volkskalendern
wurde Schofer zum Leser, und der Vater las ohnehin
nichts lieber als sie.

Der Vater nahm den Kalender zur Hand und fing an zu lesen.
Als der Seppele immer noch mehr wissen wollte vom Alban
Stolz, lehnte der Vater ab und sagte: Ich will jetzt lesen; iß dein
Sachl Damit war die Unterhaltung abgebrochen. Der Vater aber
blieb gegen seine sonstige Art sitzen und las. Als die Mutter
mahnte, es sei Zeit, der Vater solle aufs Feld und helfen schaffen
, sagte er nur: Geh', ich komm schon; allein er blieb sitzen
und las weiter, sicherlich eine Stunde. Der Kalender für Zeit und
Ewigkeit von Alban Stolz ging ihm über die Predigt vom Pfarrer;
er konnte sich daran fast nicht satt lesen. Am Sonntag drauf hat
der Vater den ganzen Kalender ausgelesen.22

Diese Sätze waren noch zu zitieren, weil sie zeigen, was damals
und dort - d. h. auch: dort unten - als Literatur galt, und
wie viel es galt.

Halten wir hier erst einmal ein, und blicken wir zurück. Die
autobiografischen Autoren, von denen bisher die Rede war,
gleichen sich darin, dass sie schließlich Priester wurden und
dass sie - außer Alban Stolz - aus den unteren Schichten
stammten. Aber aus ihnen stiegen sie nur dadurch auf, dass sie
Priester wurden, und auch nur dadurch konnten sie niederschreiben
, wie man dort unten lebte und starb. Der katholische
Klerus hat sich ja, anders als der protestantische, immer von


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