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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 419
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Autobiografien aus der Ortenau

außen her ergänzen und erneuern, hat Begabungen finden und
fördern müssen, die sonst untergegangen wären. Von denen,
die bisher genannt wurden, hätte sonst niemand auch nur das
Geringste gehört, geschweige denn gelesen.23

Ausnahmen gab es aber auch; zum Beispiel einen Autor, den
wir in unserer chronologischen Folge stillschweigend übergangen
haben und jetzt nachtragen müssen. Joseph Belli
wurde 1849 in Rammersweier bei Offenburg geboren; sein
Vater war Winzer oder Weinbauer, wie man dort und damals
sagte.

Bei der Arbeit im Hause, in Reben, Feld und Wald mußte ich
schon früh mit angreifen. Fünf Jahre war ich alt, da brachte mir
das „ChristkindlV einen bunten Ruckkorb, der aus blau und rot
gebeizten Schienen zusammengesetzt war. Zwei Tage darauf
trug ich in meinem Spielzeug Dung in die Reben. Ich war traurig
, daß man das schöne Ding mit so etwas anfüllte, da erfuhr
ich aber, daß für einen Bauern solche Anwandlungen nicht am
Platze wären. Nun stemmte ich mich stolz gegen den Ruhstock,
unser Knecht Simon mußte aufladen, soviel nur hinein ging.
Wenn ich auch klein war, so sollten sie doch sehen, daß ich
stark genug war.24

Belli wurde Schuhmacher und dann, wiederum auf Umwegen
, nicht Priester, sondern politischer, d. h. sozialdemokratischer
Journalist und Redakteur.25 Es war wiederum Hansjakob
, der fand, Belli habe „seine Jugenderinnerungen so reizvoll
niedergeschrieben, wie ich es noch selten gelesen"26.

Einen ähnlichen Weg schlug auch Anton Fendrich ein, der
1868 in Offenburg als Sohn eines Eisenbahnbeamten das Licht
der Welt erblickte; auch hier verlief das Leben in längst vorgezeichneten
Bahnen.

£5 wurde Morgen, und es wurde Abend, und die Mädchen und
Frauen der Bürgerhäuser holten in ihren Holzkübeln das Wasser
für den andern Morgen und ließen unter dem breiten Strahl
überlaufen, bis die letzte Neuigkeit aus der Stadt erzählt war.
Dann trugen sie den kühlen Vorrat auf Polsterringen über dem
Kopf straff im Kreuz nach Hause. Von dem Türmchen der Klosterkirche
läutete es Betzeit.27

Dass er diese Bahnen verlassen sollte, und wie weit, wusste
Fendrich damals noch nicht; auch nicht, dass er bei Joseph


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