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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 438
(PDF, 98 MB)
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438 Heiko Wagner

Auch einige andere Fundstellen liegen etwas abseits des
Haupttales der Kinzig. Sie zeigen vielleicht noch im Falle der
Sigillata-Scherbe von Prinzbach einen Fernweg an. Die Fundstellen
von Zell a.H.-Unterharmersbach (Birach) und Oberwolfach
deuten hingegen eine Besiedlung mindestens in den
größeren, breiten nördlichen Seitentälern der Kinzig an, nämlich
im Harmersbachtal und im Wolftal. Geht es um breite und
siedlungsgünstige Täler, so wären etwa das Nordrachtal, auf
der südlichen Kinzigtalseite auch Steinach, der Bereich bei
Hofstetten sowie das Tal zwischen Hausach, Gutach und Hornberg
für eine frühe Besiedlung verdächtig. Die inzwischen weit
verbreitete Grünlandwirtschaft anstelle des früher häufigeren
Ackerbaus erschwert jedoch den Nachweis. Die Geländearbeiten
sollen in den nächsten Jahren fortgesetzt werden, um später
eine erweiterte Bilanz vorlegen zu können.

Die Neufunde erlangen auch eine starke Bedeutung für die
seit etwa 1960 geführte Diskussion über die seit damals von
dem Sprachforscher Prof. Dr. Wolfgang Kleiber (inzwischen
Emeritus der Universität Mainz) erhobenen, immer zahlreicher
werdenden romanischen Sprachrelikte.34 Diese häufen sich
u. a. im mittleren Schwarzwald, besonders im Bereich des mittleren
Kinzigtales und auch im nördlich angrenzenden Wolftal.
Es handelt sich nicht um Namen größerer Siedlungen, sondern
um sog. Zinkennamen (Namen von kleinen, weilerartigen
Siedlungsplätzen), Gewässernamen (Hydronyme) und zahlreiche
kleinflächige Geländenamen (Mikrotoponyme). Diese
romanischen Namen blieben erhalten, als es etwa im 7.-9. Jh.
n. Chr. zu einer stärkeren Aufsiedlung durch zuwandernde Ala-
mannen und Franken kam. Archäologisch sind Völkerwande-
rungs- und Merowingerzeit im Kinzigtal bisher kaum zu fassen
. Einzelne Keramikscherben können gelegentlich nicht
genau bestimmt werden, wobei aufgrund ihrer Machart das
Frühmittelalter denkbar erscheint; diese Indizien sind aber
bisher nicht belastbar. Lediglich am Talausgang sind zwei
kleine Höhensiedlungen der Spätantike bekannt, die offenbar
im 4. Jh. von Kriegern der frühen Alamannen besetzt oder regulär
besiedelt waren.35 Ob diese frühen Alamannen im Sinne
Roms als Vorfeldsicherung der spätantiken Grenzzone am
Rhein fungierten, auf eigene Rechnung oder gar gegen das Römische
Reich agierten, bleibt dabei offen und kann sich im
Laufe der Zeit auch geändert haben. Wie sich ihr Verhältnis zu
den anscheinend im Kinzigtal noch ansässigen Romanen gestaltete
, ist eine interessante und derzeit nicht zu beantwortende
Frage. Von Feindschaft, Unterdrückung, Schutzherrschaft
, Bündnisverträgen, Abgabenleistungen bis hin zu erster


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