Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 448
(PDF, 98 MB)
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448

Helmut Horn

ABNOBAE

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Abb. 5: Weihaltar
von Brandsteig24

Durch das Kinzigtal verlief von Straßburg
(Argentorate) nach Rottweil (Arae
Flaviae) und weiter zur Donau die Römerstraße
, die im Jahr 74 n.Chr. unter
Kaiser Vespasian unmittelbar nach der
römischen Besetzung des oberen Neckargebiets
gebaut wurde, und überschritt
am Brandsteig die Passhöhe bei
693 m ü.NN. Dort stand eine „in ihrer
Art einzigartige und eine der ganz seltenen
Straßenstationen aus der Römerzeit
in Baden-Württemberg". „Eine dort liegende
Quelle mit hoher Schüttung gab
wahrscheinlich den Ausschlag, eine
Straßenstation für den Pferdewechsel
und vielleicht auch die Kontrolle des
Verkehrs anzulegen".25

Warum Hauptmann Quintus Antonius
Silo bei dieser mansio aufgrund eines Gelübdes den Weihestein
aufstellen ließ und warum er sich der Abnoba verpflichtet
fühlte, erfahren wir weder aus dieser noch aus den anderen
Inschriften. Dass der Abnobastein als eine Beneficiarierwei-
hung des Antonius Silo zu verstehen sei, der zur „statio" (Straßenstation
) Brandsteig abkommandiert worden war, ist heute
widerlegt.26 Laut Kotterba sei er sicher nicht auf dem Brandsteig
stationiert gewesen, „denn als Centurio war er zu hochrangig,
um einem Straßenposten vorzustehen, auch wenn dieser an
einer strategisch wichtigen Fernstraße lag".27 Außerdem bezeichnete
sich Antonius Silo nicht als Beneficiarier.

Nach den bisherigen Funden spricht nichts für eine Nutzung
des „Schänzles" am Brandsteig als zivile Straßenstation. Seit
1842 ist hingegen sicher, dass es am Brandsteig mindestens ein
Heiligtum gegeben hat.28 Die Umfassungsmauer lässt an einen
Tempelbezirk oder einen Gutshof denken. Als Belege für eine
Deutung des Brandsteigs als Kultplatz dienen neben den zwei
zusätzlichen Inschriftensteinen und dem 1983 gefundenen
Merkurrelief auch der Grundriss des seit 1842 bekannten Gebäudes
, das an ein sancturarium in der Art gallo-römischer Umgangstempel
denken lässt, sowie die gefundenen bronzenen
Hunde und ein bronzener Ziegenbock.

Im Jahr 2013 wurden diese Überlegungen bestätigt. Mittels
einer geophysikalischen Prospektion ist nun eindeutig ein Tempelareal
mit mindestens sieben Tempeln vom Umgangstyp
nachgewiesen und damit die Deutung eines Kontrollpostens
widerlegt.29


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