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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 456
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Helmut Horn

Abnoba aus linguistischer Sicht

Der Name Abnoba wurde schon mehrmals versucht zu deuten.

In überlieferten und modernen keltischen Sprachen findet
sich Altirisch a(u)b [n f] für Fluss , Irisch abhainn id., Alt Cor-
nisch, Mittelbretonisch auon (*abonä) id., Bretonisch aven id.,
Walisisch afon [f] id. und vielleicht auch im Lateinischen amnis
(*abnis oder *apnis).63,64,65

In England gibt es fünf Flüsse, in Schottland drei und in
Wales einen Fluss mit Namen Avon,66 in Irland mehrere Flüsse
wie Avonmore (Irish: Abhainn Mör = großer Fluss), in Frankreich
vier Orte mit Namen Avon an Flüssen und Ptomeläus erwähnt
Aßov an der Mündung des Humber.67

Geht man davon aus, dass Abnoba aus dem Keltischen
stammt, ist schnell offensichtlich, dass die protokeltische Wurzel
*ab- für Wasser/Fluss in dem Wort enthalten ist. Dies führte
zu Spekulationen, ob das Ende des Wortes von *nobh für Nässe/
Nebel68 oder *noib für heilig abgeleitet ist. Heiliges Wasser würde
zwar ganz gut für Badenweiler passen, aber Ziegler weist darauf
hin, dass eine Herleitung aus aba-noiba linguistisch nicht korrekt
ist.69

Der aktuelle Stand der linguistischen Wissenschaft erklärt
Abnoba folgendermaßen:70

Da lateinisch mons ein Maskulinum ist, kann Abnovae/Abno-
bae nur als Genitivattribut bestimmt werden. Es handelt sich
also um ein feminines Substantiv Abnova/Abnoba. Man hat
schon lange gesehen, dass dem Namen Abnova/Abnoba das keltische
Wort für Fluss zugrunde liegt. Das Nebeneinander von
(b) bzw (ß) und (v) bzw.(ou) beim gleichen Suffix findet man
auch in anderen Belegen für keltische Orts-, Personen- oder
Völkernamen in lateinischen und griechischen Nebenüberlieferungen
(z.B. Ausova/Ausoba/Avaößa).

Das Durcheinander in der Schreibung beruhe darauf, dass
durch einen Aussprachewandel altes (b) mit altem y zusammengefallen
sei. Die ursprüngliche gallische Form dürfte also
abnoua gewesen sein, das Suffix *uo-/ua. Dieses Suffix diente
häufig zur Bildung von Toponymen wie Nassova/Ossonoba etc.
Das -o vor dem Suffix sei als Kompositionsfugenvokal zu beurteilen
, sodass sich nun die schwundstufige Kompositionsform
zu einem keltischen Wort *abö(n) = „Fluss" sich gehörig
erklären lässt. Somit dürfte abnoua als Bezeichnung für den
Schwarzwald etwa „die durch Flüsse charakterisierte/flussreiche
(Gegend") bedeutet haben oder, weil die Donau hier entspringt
, „die durch einen besonderen Fluss charakterisierte (Gegend
)".


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