Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 459
(PDF, 98 MB)
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Abnoba 459

man in Flüssen, Seen und Mooren von der Bronzezeit aufwärts
entdeckt hat, sind eindeutig als Weihgaben (Votivgaben) zu
verstehen. Sie gehören zu einem Komplex von Riten mit dem
Ziel, die Gottheiten zu ehren, die an Wasserplätzen residieren.
Votivgaben (von lat. votum) sind aufgrund eines Gelübdes als
symbolisches Opfer, insbesondere für die Rettung aus einer
Notlage, und häufig an einer kultischen Stätte dargebrachte
Gegenstände.84

In keltischem Sprachgebiet ist die Vergöttlichung des Wassers
durch eine Vielzahl an Flüssen, Quellen und Brunnen bezeugt
, deren Namen göttlich oder Göttin beinhaltet. Die keltische
Mythologie aus Irland führt uns am besten vor Augen,
was die Menschen in jener Zeit dachten, und sie erinnert an
den Glauben an eine weibliche Gottheit, die im Wasser wohnt
und es beschützt.

Etliche Studien haben gezeigt, dass das Ablegen von Artefakten
an wasserverbundenen Orten ein weitverbreiteter
Brauch ab der Bronzezeit bis in die galloromanische Zeit war
und dass es eine spezielle Bedeutung hatte, was die Menschen
in Flüssen, Seen und Mooren ablegten. Denn dies geschah
nicht zufällig, und die heute gefundenen Gegenstände waren
auch nicht einfach damals verloren worden.

Die Archäologie hat nachgewiesen, wie in galloromanischer
Zeit an wasserverbundenen Orten gehuldigt wurde. Die Pilger
kamen zu den Quellen, um ihre Schmerzen zu lindern und
beteten zu der Gottheit, die die heilenden Wasser bewohnte.
Das Interessante ist, dass die religiösen Riten zwei Stadien um-
fassten. Kranke Pilger mussten erst zu der Stätte kommen, um
die Gottheit anzurufen und einen Vertrag mit ihr zu schließen.
Ein Geschenk wurde dabei der Gottheit mit dem Ziel vermacht
, ihr Wohlwollen zu erreichen. Sogenannte Ex-votos
(„wegen eines Gelübdes") wurden beim ersten Besuch bei dem
Heiligtum abgelegt. Es gab verschiedene charakteristische Ex-
Votos, aus denen man die Natur und die Eigenschaften der
Gottheit ableiten kann. Leider fehlen diese bei Abnoba oder
wurden bisher nicht beachtet. So gab es z.B. Kaolinstatuetten
bei Schutzgottheiten und Abbildungen von kranken Körperteilen
bei heilenden Gottheiten. Indem der Pilger eine Darstellung
des erkrankten Körperteils den Händen der Gottheit
überließ, hoffte er auf eine Heimkehr ohne Schmerz oder
Krankheit. Diese anatomischen Ex-votos unterschieden sich
von denen, die man nach Erfüllung des Gelübdes opferte.

Um der Gottheit zu danken, kehrten die Pilger zur Opferstelle
zurück und opferten ein anderes Geschenk der Gottheit:
ein Juwel, eine Münze, eine Vase oder eine Widmung, zum


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