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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 478
(PDF, 98 MB)
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478 Eugen Hillenbrand

stand dem Rector puerorum im Unterricht zur Verfügung? Zumindest
von einem damals ganz modernen Schulbuch wissen
wir, dass er damit arbeitete. Es war 1513, also in den Anfängen
von Sophers Lehrtätigkeit in Offenburg, in Köln erschienen
und trug den Titel: Joannis Murmellii Ruremundensis cui titulus
Pappa. (Des Johannes Murmellius aus Roermond Pappbrei.)21
Der Verfasser dieses Schulbuchs studierte in Köln, arbeitete
dann bis 1513 als Lehrer an verschiedenen Schulen in Münster
und empfahl seinen „Pappbrei" den Schülern als kräftige Nahrung
auf dem Weg zum Parnass, dem Berg Apolls und der Heimat
der Musen. Das 1513 in Köln gedruckte Schulbuch sollte
das „barbarische" Mittelalter-Latein überwinden zugunsten
einer modernen Sprachpflege. Dieses Ziel hatte Murmellius
schon vorher in seinem „Handbüchlein für Schüler" (1505)
deutlich formuliert.22 Sie sollten sich darüber im Klaren sein,
wie wichtig eine gute sprachliche Ausbildung ist und welche
Pflichten sie in ihrer Schulzeit zu erfüllen hatten. Sie müssten
sich nicht nur um Wissen, sondern auch um sittliche Reife
mühen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedürfe es guter Lehrer,
die an öffentlichen Schulen ihre verantwortungsvolle Erziehungsaufgabe
wahrnehmen. Sopher kannte die programmatische
Schrift. Es ist anzunehmen, dass er sich auch Murmellius'
neues Schulbuch, das den humanistischen Bildungsplan in
pädagogische Praxis umsetzen wollte, sofort besorgte. Freilich
musste er feststellen, dass es für seinen Unterricht in Offenburg
völlig ungeeignet war. Das lag schlichtweg an der Sprache, aber
nicht an der lateinischen. Denn Murmellius hatte seinen
Münsteraner Schülern das Latein ins Niederdeutsche übertragen
. Im ersten Teil gab er ihnen ein lateinisch-deutsches Glossar
an die Hand: Variarum verum dictiones latine cum germanica
interpretatione Mennigherley dinghen en latijnsche vocabulen mit
duytche beduydinge . Aber was heißt Interpretatio germanica? Es
gab nicht die deutsche Sprache, sondern nur Mundarten. Also
übersetzte er für die Münsteraner Jugend: tempus - tijet, aqua -
water, caniculus - huntken. Da lasen die Offenburger Schüler
zwei Fremdsprachen.

Die Entstehung eines Lehrbuches im
Offenburger Schulalltags

Also arbeitete Sopher die ganze Vorlage ins Alemannische um
und gab den Text 1517 in Basel neu heraus. Er muss ihn folglich
während seiner Offenburger Zeit redigiert haben. In seiner
Bearbeitung hieß tempus - zeit, aqua - wasser, caniculus - hund-
lin. Den Gesamtaufbau des Lehrbuchs übernahm er: Wörter-


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