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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 514
(PDF, 98 MB)
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rokkaner, die teilweise noch kämpfend von Bad Peterstal her
über Schäfersfeld ins Nordrachtal kamen.19 Auch hier stellte
sich die Bäuerin unerschrocken vor diese fremden Soldaten und
verstand es, jeglichen Schaden und Übergriffe der Männer von
ihren Töchtern fernzuhalten. Dies gelegentlich mit List: So
schärfte sie zum Beispiel der jüngsten Tochter Cäcilia ein, als
ein Marokkaner besonderes Interesse an deren Schwester Alisia
zeigte, sie solle gegenüber den Soldaten ihre ältere Schwester als
ihre Mutter ausgeben.

Die polnischen Fremdarbeiter waren nun, nachdem der Krieg
zu Ende war, frei und die Repatriierung wurde von Vertretern
der jeweiligen Herkunftsländer organisiert. Mikolaj Murowicki
jedoch beschloss, in Nordrach auf dem Stollengrundhof zu bleiben
. Es darf angenommen werden, dass er sich schon lange in
eine der Töchter verliebt hat. Nun war wieder möglich, was vorher
undenkbar, ja sogar mit der Todesstrafe bedroht war: Franziska
Birk und Mikolaj Murowicki konnten sich zu ihrer Liebe
bekennen. Trotz Bedenken der Mutter verheirateten sie sich am
16. Januar 1947. Heftige Vorbehalte gegen diese Verbindung gab
es nicht nur auf deutscher Seite, auch die polnischen Verwandten
von Nikolaj (wie er sich längst nannte), insbesondere der
Bruder Anton, sprachen sich mit Hinweis auf die Gräueltaten
der Deutschen in Polen gegen diese Heirat aus.

Als das Ehepaar im November 1947 die erste Tochter, Elisabeth
, bekam, hieß es im Dorf, jetzt sei ein Polenkind zur Welt
gekommen, und als schließlich die beiden Töchter, Ursula war
im Januar 1950 geboren, zur Schule gingen, wurden sie wegen
ihres fremdländischen Namens Murowicki gehänselt.

Nikolai und seine Frau beantragten auf dem Landratsamt in
Wolfach eine Änderung des Namens von Murowicki in den
Namen Birk, den Geburtsnamen der Frau. Dazu musste das Einverständnis
aller jener Bewohner von Nordrach eingeholt werden
, die den Namen Birk trugen.

Mit seiner Frau zusammen bewirtschaftete er das Anwesen,
er war stolz darauf, den Hof gut in Schuss und schuldenfrei
führen zu können. Er hat das, was er gekauft und in Anspruch
genommen hat, immer gleich bezahlt. Auch von den anderen
Bauern ist er zunehmend anerkannt worden. Man nannte ihn
in Nordrach übrigens „Dolla". Niemand weiß, wie er zu diesem
Namen gekommen ist.

Der Kontakt zu seiner polnischen Herkunftsfamilie war ihm
wichtig, deshalb hat er mit seiner Familie mehrfach seinen ältesten
Bruder Anton, ein sehr lustiger Mensch, der inzwischen
die Ehe akzeptierte, in England besucht. Auch der Bruder war
mehrere Male zum Gegenbesuch auf dem Stollengrund. Als


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