Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 517
(PDF, 98 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0518
Geräusche und Rufe als geschichtliche Gegebenheiten

Eine vorläufige Bestandsaufnahme

Karl Volk

Hat man jemals bedacht, dass mit dem geschichtlichen Wandel
, der unsere Gegenwart bestimmt, auch Rufe und Geräusche
überhaupt auf dem Rückzug oder schon ganz verstummt sind?
Zugegeben, neue Klänge bringt auch die Technik hervor, freilich
nicht jedem und nicht jederzeit willkommen.

Unsere Feststellungen, fast durchweg eigene Erinnerungen,
verbleiben zunächst, ja sogar lange, sozusagen auf dem Land.
Ein erstes Beispiel. Die Aufforderung - eine möglicherweise
heute schon weithin vergessene, ironisch gemeinte Aufforderung
, auf Menschen im Gespräch zuzugehen - hieß: „Man
schwätzt mit den Leuten, man schwätzt ja mit dem Vieh auch!"
Ja, ganz gewiss. Das Kosewort für jede Kuh, wohlgemerkt gattungsspezifisch
, war „Hoali", das sichere Zeichen für sie, dass
man ihr wohlwollte. Kühe auf der Weide hörten auf den Ruf
„Hu-u", wenn sie in den Stall zurückkommen sollten. Sie verstanden
auch laut gerufene Schimpfwörter, falls sie aus dem
Klee-, Rüben- oder Kartoffelfeld vertrieben werden mussten.
Die Viehherden sind weniger, dafür größer geworden, so groß,
dass die einzelnen Tiere keine Namen mehr haben (Gemsi,
Blüemi, Strießi) und auch keine Glocken mehr tragen. Man
mag es bedauern, die Harmonie, die Messing- und Blechglocken
hervorbrachten - Balsam für die Seelen gestresster Urlauber
-, hat Seltenheitswert. Weniger zu bedauern ist, dass man
in der Abenddämmerung das laute, anhaltende Brüllen des
Viehs, das hungrig und durstig vom trockenen, abgenagten
Weidberg kam, nicht mehr hört. Warum weniger zu bedauern?
Das Weidevieh von heute ist längst gesättigt.

In diesen Zusammenhang gehört, ganz wörtlich gemeint,
das „Ins-Horn-Stoßen". Man blies tatsächlich in ein großes
Ochsenhorn mit abgefeilter Spitze und erzeugte einen sehr
übel klingenden, wüsten, ich möchte sagen: fast „viehischen"
Laut, der den Leuten auf dem Feld anzeigte: „Zum Mittagessen
nach Hause kommen!" oder dem Hirtenbuben/-mädchen, es
sei Zeit zum „Einfahren", das heißt, das Vieh in den Stall zu
führen. Ein Schall ohne jede Musikalität ertönte da, er musste
nur in seiner Stärke die menschliche Stimme übertreffen.

Und - ein Danklied sei dem Herrn aus ehrlichem Herzen -
das Klatschen der Peitsche auf dem Rücken der Ochsen mit der


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0518