Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 518
(PDF, 98 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0519
51 g Karl Volk

Folge von schwarzen Striemen auf ihrer Haut: das hört und
sieht man auch nicht mehr. Feinfühlige, tierliebende Menschen
verfolgen diese Peitschenhiebe, als hätten sie ihnen
selbst gegolten, noch in den Nächten, und das jahrelang bis
heute. Und da schon von Widerlichem die Rede ist: das Mark
und Bein erschütternde Schreien beim Schweineschlachten
blieb im Ohr, wenn der erste Schlag nicht richtig traf oder zu
schwach geführt wurde: der Schussapparat von heute wirkt sicher
und die Hausschlachtungen gehören größtenteils der
Vergangenheit an. Apropos Peitsche: Der Stolz des Kutschers
war außer gepflegten Pferden das Peitschenknallen, erleichtert
und verstärkt durch den „Zwick", einen speziellen Bindfaden
am Ende des Peitschenriemens. In den Bergen war dieses
Schnalzen Sache der Hirten, gehörte zum Brauchtum, wurde
zu einer Kunst entwickelt und ist längst eine ganz besondere
Attraktion an Heimatfesten.

Von den größeren Tieren in den Ställen nun zum Federvieh.
Die Hähne sieht man heute fast nur auf der Kirchturmspitze
oder gerupft und ausgenommen im Supermarkt und auf dem
Teller. Ihre schöne Stimme - die berühmteste ertönte in der
Frühe jenes Freitags in Jerusalem - ist kaum noch zu hören, ja
das Geflügel ist heute in Hühnerfarmen menschlichen Blicken
entzogen. Eier werden künstlich bebrütet. Das lässt den Bruttrieb
kaum noch entstehen, folglich hört man auch den Laut
nicht mehr, womit das Huhn seine Brutwilligkeit anzeigte, das
heißt, es wird nicht mehr „glucksig". Natürlich sind auch die
Lockrufe der Glucke und das angstvolle, herzzerreißende Piepsen
eines Kükens, das sich verirrt hat oder aus dem Gestrüpp
nicht wieder herausfindet, nicht mehr zu hören.

Für die meisten Haustiere gab es jeweils eigene Befehls- und
Lockrufe. Der für die Kühe wurde schon genannt. Die Zugtiere
wussten genau, was „Hüh" und „Hot" (Schneller! Vorwärts!),
„Ena", „Oha" oder „Brrr" (Halt!) und „Wüst her" (Zurück!) bedeutete
. Den Schafen rief man: Komm, dock, dock dock, den
Schweinen: Komm hutz, hutz hutz, den Ziegen: Komm gitz,
gitz gitz, den Hühnern: Komm bib bib, bib, der Katze: Komm
bulli, bulli, bulli. Der Hund wurde mit seinem Namen gerufen:
Gängige Hundenamen: Karo, Hellauf, Waldi, Scholli.

Nun zu den Geräuschen, die menschliche Arbeit erzeugte:
große Wiesenflächen mussten gemäht werden. Das schleifende
Geräusch der Sense auf dem Boden, unterbrochen vom Wetzen
der Sense, wer kennt noch das Wort für das Behältnis des Wetzsteins
, das der „Mähder" auf dem Rücken trug: das „Steinfutter
"? Eine neue Technik hieß dieses Geräusch verstummen.
Verschwunden ist neben der Haustüre der Granitblock als Sitz


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2014/0519