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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 542
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542 Michael Hauser

und Verkäufe, u. a. an die Familie Vieweg in Paris und an den
Apotheker Ries in Offenburg, folgten. Schließlich wurde der
noch verbliebene Hauptkomplex, eine Villa samt Garten, an
Dr. Fändrich abgetreten, von dem es dann der Vorschußverein
erwarb. Der lebenslustige Spross einer adligen Familie, Henry
de Boussiere, bewohnte auch später noch zeitweilig das versteckt
hinter dem Vorschußverein liegende Gartenhaus. Er war
das zweite von vier Kindern des Ortenberger Schlossbesitzers
und aus altem Adel stammenden Gustave de Boussiere und
dessen Frau Jenny, geborene Baronesse de Türckheim.

Inflation und Notgeld

Seit Beginn des Jahres 1923 nahm in Deutschland die Inflation
ein Ausmaß an, dass Einkommen und Preise in bislang
unbekannte Höhe getrieben wurden. In Offenburg zogen damals
mehrere hundert Arbeitslose vor das Rathaus und forderten
die Auszahlung ihrer gesetzlichen Ansprüche. Gemeinden
und Verbände hatten bereits 1922 die Erlaubnis erhalten, eigene
Notgeldscheine zu drucken und in Umlauf zu bringen. In
der Ortenau waren dies u. a. die Stadt Offenburg und der Vorschußverein
Offenburg. Auch Privatunternehmen druckten
eigene Notgeldscheine und brachten sie in Umlauf. In Offenburg
waren dies etwa Becht & Gehringer, Boos & Hahn, C.
Robert Dold, Walter Clauss, Adolf Kahn Zigarrenfabrik, Metallglas
AG, Adolf Schell & Otto Vitalli, Vereinigte Bauunternehmer
Offenburg, Franz Kratzer, K. Martin Maschinenfabrik,
Oberrheinische Dampfsäge- und Hobelwerke, A. Reiff & Cie
Buchdruckerei, Spinnerei und Weberei, Otto Walz Lederfabrik
und seitens der Banken der Vorschußverein Offenburg, Rheinische
Creditbank, Süddeutsche Discontogesellschaft und die
Darmstädter und Nationalbank. Die Schecks der Banken sollten
den augenblicklichen Bargeldmangel abstellen und die
Lohn- und Gehaltszahlungen ermöglichen. So ist es auf den
Schecks des Vorschußvereins vermerkt. Die Preise im November
1923 betrugen: 1500 Gramm Schwarzbrot kosteten 6 Milliarden
; 1 Ei 2 Milliarden, 1 Pfund Rindfleisch 1,5 Milliarden;
1 Herrenanzug 645 Milliarden Mark, Porto für einen Brief
4,750 Millionen Mark. Lohnzahlungen erfolgten am Ende fast
täglich. Zwischen 3.00 und 4.00 Uhr kam es in den Geschäften
zu großem Gedränge. Jeder kaufte, was er bekommen
konnte. Ab 4.00 Uhr (nachmittags) kam wieder der neue Multiplikator
heraus - die Waren wurden oft doppelt so teuer. Auf
dem Höhepunkt der Geldentwertung im November 1923 wurden
allein in einer Woche Geldscheine im Wert von 436 Billi-


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