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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 107
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„Erschreckliche warhafftige Newe Zeitung" - Flugschriften und ihre Bedeutung für die Hexenprozesse 1 Q7

vielen weiteren Komplizinnen erzählt wird, sondern die Hexe
als Einzeltäterin verstanden wird. Hier liegt also nicht der kumulative
Hexereibegriff zugrunde, sondern das ältere Verständnis
von Zauberei (die Beschuldigte wird im Titel auch ausdrücklich
als Zeuberin bezeichnet). Es blieb daher bei einem einzelnen
Prozess - das entspricht genau den historischen Sachverhalten
im durlachischen Landesteil der Markgrafschaft Baden, wo
man äußerst zurückhaltend mit Hexenprozessen war.

Hexenzeitung von 1626

Ganz andere Verhältnisse als im durlachischen Landesteil Badens
herrschten in Baden-Baden. Unter Markgraf Wilhelm begann
1625 eine massive Hexenverfolgung, die ihren Höhepunkt
1628 erreichte und 1631 zu Ende ging. Aus der Frühzeit
(1626), als die ersten Prozesse eine große Zahl von Folgeprozessen
nach sich zogen, stammt die fünfte und jüngste hier zu
nennende Publikation: Zwo wahrhaftige newe Zeitungen, von dem
großen Jammer, welcher sich begeben in der Markgrafschaft Baden,
wie allda über die 50 Hexen verbrannt worden.35

Wie die Zeitung schreibt, gab es zu diesem Zeitpunkt bereits
über 50 Hinrichtungen in den Orten Kuppenheim, Rastatt und
Baden-Baden (Erstlich in deß Marggraffen Land /genent von Baden
wolbekant / schon viel verbrand sein worden / zu Kupene vnd zu
Rastatt / bey 50 man verbrennet hat / an diesen dreyen Orthen).
Auch hier findet sich die Vorstellung vom massenhaften Hexensabbat
wieder, nicht weniger als 3000 Hexen (und auch
männliche Hexenmeister) sollen sich versammelt und Unwetter
gemacht haben (die zahl war bey 3000 ... den grossen Reiffen
(= Hagel) habens gemacht / der also vbel gehauset). Neben Ernteschäden
werden Krankheiten und Todesfälle als Wirkungen
der Hexen genannt: Ein reiche Bäwrin auch bekennt / wieviel sie
Menschen hob verlembt I zwey hundert / drey darneben / mit ihrer
losen Zauberey I viel junge Kinder / Mann vnd Weib / hob sie
bracht vmb das Leben.

Mit der großen Zahl von Hexen weitet sich auch deren Profil
- nicht nur Frauen, sondern auch Männer werden ausdrücklich
genannt, dazu Kinder (Ein junger Gesell verbrennet war / seins
alters auff die 13 Jar), reiche Bäuerinnen, Hebammen und Wirtsleute
. Bei Letzteren ist wohl sogar eine konkrete historische Zuordnung
möglich. Die Flugschrift handelt auch von der Schwanen
Wirthin zu Rastatt Damit ist wohl die Rastatter Wirtsfrau
Katharina Huck gemeint, die 1626 als Hexe angeklagt war (und
sich schließlich durch eine spektakuläre Flucht vor der Hinrichtung
retten konnte).36


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