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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 152
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152 Hans Harter

1430 bis 1780 in eine relativ prozessarme Zeit fällt. Nach einer
ersten Hexenjagd zwischen 1470 und 1520, einer Krisenzeit mit
Missernten und Teuerung, schien sich ein Ende der schon damals
kritisierten Verfolgung anzubahnen, die nur noch punktuell
, so in Schiltach, aufflammte.3 Hier zeigte sich, dass der
Glaube an durch „Hexen" verursachten Schadenzauber doch
tief verwurzelt war und bei der Suche nach Sündenböcken
schnell virulent wurde. Dem entsprach das erregte Interesse
einer weiten Öffentlichkeit, das - durch „Neue Zeitungen" befeuert
- sogar einen Gelehrten wie Erasmus von Rotterdam zu
Stellungnahmen veranlasste.4

Hexenflug: Titelbild
von Abraham Palingh:
,tAfgerukt mom-
aansight der tooverye,
Amsterdam 1659. -
Abb.: Wikimedia
Commons

Die Schiltacher Ereignisse 1533

Die reiche, wenn auch sensationell gefärbte Publizistik5 und die
zeitnah verfassten Chroniken6 lassen die Ereignisse rekonstruieren
, wiewohl keine amtlichen Akten überkommen sind. Sie begannen
in der Nacht des 24./25. März 1533 im Gasthaus von
Schultheiß Jakob Schernle mit einem Spuk, der die Bewohner
mit Pfeifen, Trommeln und allerlei Schabernack narrte, ohne
dass man den Urheber ausmachen konnte. Bald war die Rede
von einem „Gespenst", das auch in den folgenden Nächten rumorte
. Weder zu Hilfe geholte „Gesellen", noch die Pfarrer von
Schiltach und Schenkenzell, die den Exorzismus anwandten,
wurden seiner Herr. Sie sollen von ihm aber gehört haben, dass
es „der leibhaftig Teufel" sei und die Absicht habe, „dem Schultheiß
sein Haus zu verbrennen". Kurz zuvor hatte eine Frau aus
Oberndorf am Neckar bei Schernle den Dienst als Magd angetreten
, sodass es den Anschein hatte, dass der Spuk mit ihr eingezogen
war. Sie wurde am 29. März entlassen und ging in ihre
Heimat zurück, worauf Ruhe einkehrte. Sie hielt jedoch nur bis
zum 10. April, Gründonnerstag, als die „Gugelfuhr" erneut begann
, gipfelnd in der Drohung, dass das ganze Städtchen bald

„bis auf den Boden verbrannt" sei. Tatsächlich
gingen an jenem Tag alle 17 Häuser der Kernstadt
um den Marktplatz durch Feuer zugrunde,
und etwa 120 Einwohner verloren Hab und
Gut.

Die Ursachensuche fixierte sich auf den
Spuk zwei Wochen zuvor und die frühere
Magd. Sie wurde zur Schuldigen erklärt, zumal
man sie am Tag des Brands hier gesehen haben
wollte. Nachfragen in Oberndorf ergaben jedoch
, dass sie zur fraglichen Zeit dort in der
Kirche war. Der Widerspruch konnte nur durch


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