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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 159
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„Anno 1533 ist Schiltach gar außbrunnen ..." 1 CO

chen. Dass dies eine Explosion war, ausgelöst durch eine Zündschnur
, die eine Pulverladung hochgehen ließ, analysierte
erstmals Günter Link: „Schiltach brannte durch Zündung von
Sprengwaffen ab."39 Dies war wohl der Grund, dass man sich
die Katastrophe nicht erklären konnte,40 die kein „normaler"
Hausbrand auslöste, sondern ein Anschlag war. Ob auch das
untere Tor gesprengt und so ein „strategischer Plan" durchgeführt
wurde, um den Weg zum Wasser zu versperren,41 ist nicht
eindeutig. Der Bericht verbindet das Niederfallen des Tors zwar
mit dem Ausbruch des Brands, was aber auch durch das
schnelle Übergreifen des Feuers passiert sein kann.42 Das Ergebnis
, dass Schiltach in einer Stunde abbrannte, teilt Kessler mit
anderen Chronisten, um, wie überall erzählt wurde, auf den
„Tüfel" zu kommen, der die Stadt „durch eine Unholdin", „des
Scherlins Magd", verbrannt habe. Deshalb, aber auch wegen
anderer Handlungen,43 starb diese dann am 21. April auf dem
Scheiterhaufen.

Die Schilderung Kesslers ist zwar unter dem Jahr 1533 vermerkt
, doch wurde sie einige Zeit später niedergeschrieben, wie
die Benennung von „Georg Honer" als Pfarrer von Schenkenzell
zeigt, der erst im Spätjahr 1534 auf die Stelle kam.44 Auch
dafür muss er genaue Informationen eingezogen haben, die
seinen Bericht über die Sensationsschilderungen der Flugschriften
und die das Hörensagen wiedergebenden Chroniken
hinausheben, sodass auf seiner Grundlage eine nochmalige
Bewertung der Ereignisse versucht werden kann.

Mit Johannes Rütiner hat ein dritter St. Galler „Schiltach
1533" für so wichtig gefunden, dass er es gleichfalls in sein
1529-1539 geführtes „Diarium" einbrachte. In ihm sammelte
er Ereignisse und gab dafür Gewährsleute an, für die Schiltach-
Notiz einen „Johannes Brendly". Dieser, ein Bader und Wundarzt
,45 diente St. Gallen als Bote. 1537 kehrte er auf dem Weg
von Rottweil nach Straßburg in Schiltach ein, von dem „es in
den vorigen Jahren ein erschreckliches Gerücht gab, wegen des
Brandes". Das bereits wiederaufgebaute Städtchen nahm er in
seiner Verkehrsfunktion wahr: „Es hat lauter Herbergen [...]
Denn von dort führt man die Weine aus dem Elsaß weiter."
Allein in der Herberge, in der Brendly mit seinem Begleiter
blieb, „waren in jener Nacht Fuhrleute mit 40 Pferden zu Gast."
Sonst kam ihm der Ort „wild und unbewohnbar" vor, und war,
wie er gut beobachtete, „auf einem abschüssigen Berg gelegen,
so dass man die Wagen mit Riegeln und Steinen festhalten
muss."46

Der Begleiter Brendlys kannte den Wirt, „der die Wahrheit
sagt, was er auch erzählen wird, dem kannst du trauen, denn er


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