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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 163
(PDF, 94 MB)
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„Anno 1533 ist Schiltach gar außbrunnen ..." 1 £0

So war der „Teufel von Schiltach" jetzt auch in St. Gallen ein
Exempel, das vor der Macht des Teufels und seiner Fähigkeit
zur Anrichtung von Schäden und Unheil warnte.56

Ein neuer Deutungsversuch der Schiltacher Ereignisse 1533

War der Auslöser des Stadtbrands ein Sprengstoffanschlag, so
stellt sich die Frage nach den Hintergründen ganz neu. Nicht
nur, weil dies auf einen professionellen Täter, etwa einen Kriminellen
oder Landsknecht, schließen lässt, sondern auch bezüglich
der Motive, die jetzt auch militärisch-politischer Natur
gewesen sein konnten. 1533 sind in Württemberg keine Kriegshandlungen
bekannt, doch stößt man auf ein spezielles Phänomen
des 16. Jahrhunderts: die sog. Mordbrenner. Durch Brandstiftungen
schädigten sie Land und Leute, sei es zur Bereicherung
, als Racheakt oder im Sold von Auftraggebern, die auf
diese Weise Feinden Schaden zufügen wollten.57 Dabei wurden
Brandsätze eingesetzt, die aus Schwarzpulver bestanden. Es war
in Holunderrohr, ausgeblasenen Eiern oder alten „Häfen" verpackt
, die über eine Lunte („Zündseil") wie eine Zeitbombe
gezündet wurden. 1526 gestand in Urach ein Täter, er habe
„ain allten hafen genomen, ain loch darynn gemacht und ain
zundtsail dardurch gethon und bulver in den hafen hinyn gelegt
[...], da sy das fuwer uff gangen".58 Auch in Schilt ach war
es ein „Hafen", „Topf" oder „Häfelein",59 aus dem „jenes Feurige
" kam, das „alles verbrannte", wie wenn es „vom Blitz getroffen
wäre" (Anhang Q2a).

Auf die Frage, wer hier 1533 in dieser Art angriff, wissen
auch die St. Galler Chronisten nur die dämonologische Antwort
, dass, so Kessler, „der tüfel die statt verbrennt
durch ain unholdin". Auch sie ließen das spätere
„Geschrei" außer Acht, „der Geist, der das Städtle
verbrannte" sei, so die Zimmerische Chronik, in
Wahrheit „nicht ein Geist gewesen, sondern ein
Mannsperson", den man in Ingolstadt hinrichtete.60
Diese Nachricht hielten auch andere Chronisten für
„ein Red" oder „Sag", die, ihrerseits dem Hexenglauben
verhaftet, das irreale Wirken des Leibhaftigen
dem kriminellen Tun eines Attentäters vorzogen.61

Dass in Schiltach damals ein Mordbrenner agierte,
dürfte, auch aufgrund der Nachricht aus Ingolstadt,
feststehen. Günter Link will ihn auch identifiziert
haben, als den Rottweiler Landsknecht „Peter
Gressle", den die Zimmerische Chronik als „ungotz-
förchtiger Mentsch" kennt.62 Beweis sei die Stelle bei

Landsknecht mit Frau:
Radierung des Augsburger
Künstlers
Daniel Hopfer (ca.
1470-1536). - Abb.:
Wikimedia Commons


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