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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 193
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_ 193

Die Ortenau in Himmlers Hexenkartothek

Ein geheimes Forschungsprojekt der SS

Frank Flechtmann

Im Jahr 1981 erschien in Göttingen ein Buch „Hexenprozesse
in Deutschland". Nach dem Vorwort beschrieb der Verfasser
eine sehr umfangreiche Hexenprozesssammlung, die im letzten
Kriegsjahr nach Schlesien verlagert wurde und seit Ende
1945 in Poznan liegt, vormals Posen.

„Der Mann, der in gewisser Hinsicht für die intensivste Beschäftigung
mit der zweitgrößten nicht kriegsbedingten Massentötung
in Deutschland gesorgt hat, war der gleiche, der die
größte leitete: Heinrich Himmler", hatte der Autor bereits im
Vorwort erklärt.1 Wie kam das zustande?

Mittlerweile ist Himmler 70 Jahre tot und es liegen mehrere
Biografien vor, eine Analyse „Himmler als Ideologe", ein Ausschnitt
aus seinem Diensttagebuch sowie neuerdings auch der
kommentierte Briefwechsel des Ehepaars Himmler und andere
Korrespondenzen.

Vor allem aus den veröffentlichten Briefsammlungen wird
an mehreren Stellen ersichtlich, dass der mächtige Mann verschiedene
Spleens hatte - und diese im Dienst, als oberster SS-
Führer wie als deutscher Innenminister, pflegen konnte. „Er
förderte die Ketzer- und Hexenforschung, weil er im Hexentum
germanisches Erbgut lebendig glaubte."2

Es ist nicht immer klar nachweisbar, was im Einzelnen den
Anstoß gab zu den kuriosen Forschungsvorhaben, die er veranlasste
. So liebäugelte er mit dem Plan der Einrichtung eines
Fliegenzimmers, förderte ein Tibet-Projekt, ihn interessierte die
Nutzung von Wünschelruten, die Zeugung männlicher Nachkommen
und die damals diskutierte Welteislehre.

Was genau zu dem „H-Sonderauftrag" führte, der nie das
Wort Hexen nannte, sondern auch innerhalb der SS sowie gegenüber
Universitäten stets konspirativ das Forschungsthema
unklar ließ, konnte noch nicht ermittelt werden. Himmler
hatte - laut seiner penibel geführten Leseliste - bereits 1926 ein
Buch über die Folter gelesen, in dem es ausführlich um die Hexenverfolgung
geht.3 Sicher kannte er auch die Bücher der
Mathilde Ludendorff aus deren Verlag. Dort erschien 1934 ihre
Schrift „Christliche Grausamkeit an Deutschen Frauen". Ein
Jahr später kam dann in Leipzig das Werk einer völkischen Fe-
mininistin heraus.4 Ihre Ansichten kamen seinen Interessen


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