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Die Ortenau in Himmlers Hexenkartothek
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Reichsgau Wartheland und das Elsass einschloss. Innerhalb der
(Gerichts-)Orte - auch im Ausland, sogar außerhalb Europas -
folgten dann alphabetisch die Namen der verfolgten Personen.
Bei allem sollte „der politische Zweck der Arbeit beachtet"
bzw. „die politische Verwendbarkeit und Schlagkraft im Auge"
behalten werden, wie es im Protokoll einer Besprechung mit
Spengler in Berlin-Zehlendorf heißt.21
Das Grundbuch-Projekt
„Die gesamte Kartei sollte in einem Grundbuch' zusammenge-
fasst werden, das heißt alle ermittelten Angaben sollten in
Buchform nach Ortschaften zusammengestellt werden."22
Das „Grundbuch" sollte vom Bearbeiter Reissmann erstellt
werden, es entstand jedoch ebenso wenig wie andere Auswertungen
der enormen Materialmengen. Manche der Bearbeiter
wollten sie auch für ihre akademische Laufbahn nutzen, doch
das gelang nur in einem Fall.23
Doch nun zurück nach Karlsruhe. Dort saß also der SS-
Mann Dr. Rudolf Levin und wertete die Akten und einen Teil
der Bücher aus, nach ihm auch andere Mitarbeiter der Gruppe.
Im April 1937 vermerkte Levin in Berlin, dass er aus dem GLA
„Aktenauszüge, S. 121-542" gefertigt habe, und im Oktober
1937 bescheinigte er sich, „Aktenauszüge, S. 1-541 alles fertig
auf H-Blätter bearbeitet" zu haben.24 „R. Levin" unterschrieb
jeweils als „SS-Rottenführer". Damit nicht jemand annehmen
könnte, der Name sei jüdisch, hatte er darauf hingewiesen, dass
Levin „seit 1447 ein häufiger Familienname nach der gleichnamigen
Ortschaft bei Demmin" sei.25
Auf Hexen aus der Ortenau stießen die im ganzen Reich
ausgeschwärmten Bearbeiter auch in anderen Archiven, so
etwa in München oder Stuttgart. Das wurde dann jeweils eingearbeitet
- falls man den Ort richtig erkannte. Es war trotz
entsprechender Hilfsmittel wie Ortsnamenverzeichnissen oft
schwer. Aber dazu kam wohl auch Schludrigkeit: so hatte man
die 297 Karten aus Ortenberg, meist Ortenburg genannt, alle
Niederbayern zugeordnet.26 Dabei ist sowohl aus der jeweiligen
Quelle als auch den oft genannten Wohnorten erkennbar, dass
es in keinem einzigen Fall um das bayrische Ortenburg geht.
Namen und Schriften
Die Karteikarten sind meist mit der Schreibmaschine ausgefüllt
, viele aber auch in der damals üblichen deutschen Schreibschrift
. Sie sind oft schwer lesbar (*). Doch die ausgewerteten
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