Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 219
(PDF, 94 MB)
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Eine Hexe im Bann des Marketings 219

senschaft auf die Lage „Hex vom Dasenstein" geeinigt und hat
dies so auch behördlich genehmigt bekommen. Aber mit der
Konsequenz, dass nicht wie bisher, nur die Rotweine als „Hex
vom Dasenstein" bezeichnet werden durften, sondern von nun
an auch für die gesamte Weißweinpalette diese Lagenbezeichnung
führte. Das passte anfänglich überhaupt nicht in die
Landschaft. Hex und Weißwein? Das war ein Eingriff. Aber
daran konnte man sich gewöhnen, der Attraktivität des Namens
tat dies in keinster Weise einen Abbruch. „Hex vom Dasenstein
" war weiterhin nicht der Inbegriff einer großen Lage,
sondern eine Marke, ja, es war schon Kult. Gewöhnungsbedürftig
war eher der nun pflichtgemäße Zusatz einer Ortsbezeichnung
im Zusammenhang mit einer Lage. „Kappelrodecker"
musste nun dem Lagennamen „Hex vom Dasenstein" vorangestellt
werden. Das war schon eher umständlich, ungewohnt
und unnötig; ähnlich wäre es, wenn man z.B. plötzlich den
Mummelsee mit dem Zusatz „Seebacher Mummelsee" bezeichnen
müsste. Kappelrodeck hatte als Ortsname nicht den Ruf
und Klang wie die viel bekannteren Ortsweine zum Beispiel
des „Waldulmers" oder des „Durbachers". Aber damit konnte
jeder Kappelrodecker leben, hatten die doch ihre Hex. Waldulm
warf zu jener Zeit, als die Hex an Image gewaltig zulegte,
immer einen neidischen Blick in Richtung Dasenstein, obwohl
mit dem „Waldulmer" der schon immer bekanntere Namen
unter den Rotweinen in der Weinlandschaft existierte. Die
Verantwortlichen in Waldulm überlegten damals, ob nicht der
adäquate Namen zur Hex, die Bezeichnung „Teufelsteiner", das
künftige Waldumer Etikett zieren sollte. Ich denke, sie waren
gut beraten, dies nicht zu tun.

Etwas Atemberaubendes erlebte die Hex im Jahre 1996. Martin
Bruder in Kappel, besser als „Buchbinder" bekannt, hatte
gute Kontakte zum Straßburger Künstler mit Weltruf, Tomi
Ungerer. Er gab ihm ein paar Stichworte zur Hex und spontan
schuf dieser die „Ungerer Hex". Die Hex erlangte fortan eine
überregionale Bedeutung mit hohem Imagegewinn. Die lokalen
Gemüter erregten sich aber so derart, wie das die Hex noch
nie erlebte. Ungerers Zeichnungen sind stets aus dem „prallen
Leben". Er verschließt sich dem Milieu ebenso wenig, wie er
seine Heimat nie vergessen hat. Den Kapplern schuf er eine
phantasievoll erotische Hex, die auf einem Holzfass reitet!

Das Etikett ziert eine limitierte Edition mit einer Flasche in
einem Panzerkleid in Sterling Silber. Obwohl hochpreisig, ging
der Wein bzw. die Edition rasant weg und es zeigte auch den
Mut der Winzergenossenschafts-Verantwortlichen zu neuen
spektakulären Marketingideen. Der Winzergenossenschaft ist


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