http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0223
Es geht noch weiter: Die Kappler Bürgertochter Maya Schmelzte
Eid ließ in Versform die alte Hex ebenfalls zu Wort kommen:
Der Herbst ist glücklich eingebracht.
Die Sonne hat ihn verwöhnt und reif gemacht,
hohe „Öchsle" stimmen Euch alle froh und heiter,
danket Gott und lebt mit meinem Namen weiter.
Doch, was ist denn bloß mit Euch geschehen?
Ich habe mich auf einer Elasch' gesehen,
ganz nackt, ohne Hose und kein Rock,
so setzt ihr mich auf einen Bock?
Das hätt' ich nicht von Euch erwartet,
seid ihr auf einmal so entartet?
Ich soll für Euch als Nacktmodell noch stehen?
Nein - so weit darf es wirklich nicht mehr gehen.
Auf dem Marktplatz wollt Ihr mich präsentieren?
Welche Ehre - aber nackt würde ich mich sehr genieren,
zieht mich wieder an, so wie es sich gehört,
auch wenn es dann die ander'n wieder stört.
Schließlich bin ich eine „Hex von Adel".
Stamme vom Kappler Schloss, bin ohne Tadel.
Mein Vater, wäre er nicht schon lang im Grab -
er würde es nicht überleben - ob solcher Schmach.
Habt Ihr keine Kleider mehr für mich -
vielleicht räche ich mich mal fürchterlich.
Ihr wartet vergeblich auf den guten Wein -
doch ich verschwinde und nehme ihn mit als „Hex vom Dasen
stein".
Du kannst ruhig wieder lächeln, alte Hex vom Dasenstein:
Ach, liebe Hex vom Dasenstein,
wir lieben Dich und Deinen Wein,
denn feurig ist Dein Rebenblut,
verhext und tut der Seele gut.
Die Hex', die heizt dem Künstler ein,
er wird so feurig wie Dein Wein,
Sieht Dich in seiner Phantasie
Verführerisch von Kopf bis Knie.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0223