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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 228
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228 Eugen Hillenbrand

neuen Kirche im Bistum ist der Bischof zuständig, dem die
Sorge für die Ortskirche anvertraut ist/' So steht es auch heute
noch im Pontifikale, das die Texte und Handlungen der Liturgie
enthält, die der Bischof feiert.4 Für die Offenburger Kirchengemeinde
war demnach der Bischof von Straßburg verantwortlich
, zu dessen Bistum sie bis zum Ende des Alten Reiches 1806
gehörte. (Sie wurde erst 1827 in die neu gegründete Erzdiözese
Freiburg eingegliedert.)

Als die Offenburger 1415 um die bischöfliche Weihe ihres
Gotteshauses baten, konnten sie nicht mit dem Besuch des zuständigen
Bischofs rechnen. Er leitete zwar schon über zwanzig
Jahre das Bistum, hatte aber noch nicht einmal die Priesterweihe
erhalten, geschweige denn die Bischofsweihe. Folglich
ließ er seine geistlichen Amtspflichten durch Stellvertreter
wahrnehmen. Zwei dieser Bischofsvikare lernten auch die Bürger
der Ortenauer Reichsstadt während ihres Kirchenbaus und
bei der Kirchweihe kennen.

Der eigentliche Bischof blieb ihnen fremd. Sein Name: Wilhelm
von Diest Um die besondere Leistung der Kirchengemeinde
zu erkennen, die sich in dunkler Zeit ihr neues Gotteshaus erbaut
hatte, müssen wir uns mit ihm hier zunächst beschäftigen
- eigentlich mehr, als ihm dem Verdienst nach zusteht:

„Der unwürdigste aller Straßburger Bischofe", lautet das
einhellige Urteil über Wilhelm von Diest, nicht nur unter den
Zeitgenossen, sondern durch alle Jahrhunderte hindurch.5

45 Jahre lang (1394-1439) leitete er das Bistum, nachdem er
von Papst Bonifaz IX. 1393 der Stadt Straßburg wärmstens empfohlen
worden war.6 Papst und Kardinäle in Rom hätten sich
nach sorgfältiger Prüfung für diesen jungen niederländischen
Grafen entschieden, der „sehr gebildet war, mustergültig in
seinem Lebenswandel, umsichtig in geistlichen und weltlichen
Dingen, und bereits ausgezeichnet durch vielfältige Verdienste".

Das Straßburger Domkapitel kümmerte sich wenig um das
Lob aus päpstlichem Munde. Es wählte seinen eigenen Dompropst
, Burkhard von Lützelstein, zum Bischof und übertrug
ihm die Leitung des Bistums.7 Nun hatte Straßburg zwei Bischöfe
, einen durch päpstliche Ernennung und einen durch
Wahl des Kapitels. Als sich der päpstliche Kandidat Wilhelm
von Diest darum bemühte, die Bürger auf seine Seite zu ziehen,
schrieben sie ihm schlau: „Wisst, dass wir einfältige Laien sind
und nichts von eurer und eures Gegners Sache verstehen und
uns das auch nichts angeht/'8

Während die Straßburger es vorzogen, im Streit der beiden
Anwärter um den Bischofsstuhl neutral zu bleiben, fühlten
sich die Offenburger verpflichtet, den Kandidaten des Domka-


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