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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 236
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236 Eugen Hillenbrand

Zu Lichtmess 1414 ließ er sich durch den Straßburger Bischofsvikar
Johannes einen Ablassbrief zur Unterstützung des Kirchenbaus
ausstellen.25 Dieser Franziskanerbruder Johannes
Eckstein amtete in Straßburg als episcopus Lindinensis, d. h. als
Titularbischof von Kemer, einer kleinen Stadt südwestlich von
Antalya.26 Mit seiner Hilfe konnte der Pfarrer von Heilig Kreuz
die Gemeindemitglieder zu Spenden ermuntern, was ihm offensichtlich
auch gelungen ist. Das Ergebnis zeugt von einem
großen Gemeinschaftswerk: Wir sind Kirche und bauen Kirche
- und das in einer dunklen Zeit!

Der Baumeister, der für den planerisch-organisatorischen
Bereich zuständig war, ist unbekannt, ebenso der Werkmeister,
der die Bauausführung beaufsichtigte. Das wichtige Amt des
Kirchenschaffners ist erstmals 1387 erwähnt: Der erbar priester
herr Hanns, Rudolfs son von Lor, in den ziten unser gesetzter pfleger
der kirchen zu Offenburg, der einen Güterzins verkauft von bawes
wegen der kirchen zu Offenburg.27 Der Kirchenpfleger war also im
endenden 14. Jahrhundert noch ein Geistlicher. Der nächste
wird erst zu 1433 in einer Urkunde der Stadt erwähnt: „Ulrich
Schaffner, Kirchenpfleger zu Offenburg/'28 Er war nicht mehr
Kleriker, sondern ein Bürger der Stadt.

Ein Akteur muss noch besonders genannt werden: Der
Bischof, der 1415 die Heilig-Kreuz-Kirche weihte. Er nannte
sich Frater Marcus ordinis Minorum, episcopus Chrysopolitanus
(Franziskanerbruder Markus, Bischof von Chrysopolis.) Er war
der Nachfolger des oben erwähnten Johannes Eckstein als
Straßburger Bischofsvikar und übte das Amt bis 1428 aus. Im
Bericht des Kirchherrn Lazarus Rapp deutete der Herausgeber
den episcopus Chrysopolitanus als „Bischof von Besancon",
obwohl diese Stadt seit früher Zeit Sitz eines Erzbistums war.
Zwar wurde die Metropole am Doubs im Mittelalter gelegentlich
auch als „goldene Stadt" (Chrysopolis) verherrlicht, mit
diesem Namen jedoch schmückten sich noch mindestens drei
Bistümer in den Ostprovinzen des römischen Reiches, die im
Mittelalter längst nicht mehr existierten, aber noch immer
dazu dienen konnten, ihren Namen auf Titularbistümer im
Westen zu übertragen.29 Die Forschung verbindet den Namen
des Straßburger Bischofsvikars Markus mit eine kleinen Diözese
in der mazedonischen Kirchenprovinz Philippi, die einst
der heilige Paulus auf seiner zweiten Missionsreise gegründet
hatte.

Neuere Publikationen konnten auch den Familiennamen
des Minoriten in bischöflichen Diensten finden: Markus
Hiltebold.30 Er hatte noch zwei Brüder, die in Straßburg
und Rom eine kirchliche Karriere gemacht haben. Von ihnen


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