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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 281
(PDF, 94 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0282
Die Leutkirche in Oberschopfheim: neue Erkenntnisse zur Chorausmalung und zur Baugeschichte

folgekrieg (es bleibt praktisch nur der Chor übrig) und 1715 die
Verlegung der Pfarrei nach Oberschopfheim. Was weiterhin
hier stattfindet, sind - noch bis 1792 - Begräbnisse der Diersburger
Protestanten auf dem Friedhof der Leutkirche.

Zur Betreuung der Pilger wird 1762 eine Eremitenwohnung
eingerichtet, deren Räumlichkeiten noch im Turmobergeschoss
erkennbar sind. Im selben Jahr beschreibt ein Visitationsprotokoll
die Kirche als Ruine, in deren kürzlich renoviertem Chor
eine Marienwallfahrtskapelle eingerichtet ist. Daraus ergibt
sich eine eigenartige Situation: Die Kirche wird gleichzeitig als
Friedhofskapelle für die Diersburger Protestanten benutzt und
für eine katholische Marienwallfahrt!31 Die protestantischen
Begräbnisfeiern haben zwar möglicherweise im (ruinösen)
Schiff stattgefunden, eine bemerkenswerte Konstellation bleibt
es aber allemal.

In den Berichten über die Restaurierungen von 1905 und
1953 sind Barockmalereien im Chor überliefert. Auch Wengenroth
beschreibt 1905 eine Barockdraperie um den barocken
Altar, in den Gewölbekappen zugedeckte Medaillons und marianische
Typen in Rokokorahmung.32 Sie dürften bei der kurz
vor 1762 erfolgten Renovierung angebracht worden sein.

Ein kleiner Teil dieser Barockmalereien ist in einem Freile-
gungsfenster an der Chordecke wieder sichtbar (s. Abb. S. 271
unten).

Bei der Restaurierung 1905 wurden die Chormalereien freigelegt
und überarbeitet sowie an der Schiffseite des Chorbogens
Dekorationsmalereien angebracht. Letztere sind seit der
Renovierung der 1960er-Jahre wieder verschwunden.

Die Bilder an den Chorwänden und im Chorbogen haben
sich - wenn auch nicht im Originalzustand - bis heute erhalten
. Betrachtet man die vielen Veränderungen und Zerstörungen
, denen die Kirche unterworfen war, ist das alles andere als
selbstverständlich.

Leutkirche oder Gutleutkirche?

Zum Schluss noch ein Wort zu den gleichermaßen gebrauchten
Begriffen „Leutkirche" und „Gutleutkirche".

Eine Leutkirche bezeichnet normalerweise eine Kirche für
die Pfarrangehörigen einer Gemeinde im Gegensatz zu einer
Klosterkirche, hier der Klosterkirche Schuttern. In unserem Fall
kommt außerdem der Ortsname „Leutkirch" ins Spiel, der bis
in die Karolingerzeit zurückgehen könnte.33

Mit einer Gutleutkirche verhält es sich ganz anders. Dabei
handelt es sich um das Gotteshaus einer Einrichtung für Aus-


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