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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 366
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0367
*\(\(\ Anna Niederberger

Der Vater William war Erfinder, Techniker und Mann der
Eisenbahn mit vielerlei Interessen, aber wenig Geschäftssinn.3
Die erste Frau des Vaters stirbt bei der Geburt des zweiten Kindes
, Sarah, die zweiten Frau, stirbt an Tuberkulose. Ca. 1850
heiratet der Vater ein drittes Mal.

1853 wird der Bruder von Hope, Walther, geboren, 1855
Hope. Der Vater stirbt, als Hope 16 Jahre alt ist. Der Tod des
Vaters bringt Hope in finanzielle Abhängigkeit vom Halbbruder
, deshalb „flieht" sie mit der Mutter nach Dresden und
schreibt sich 1876/77 in Leipzig als Gasthörerin für Medizin
ein.4 Die Ablegung des Staatsexamens wird dort wegen des fehlenden
Abiturs abgelehnt. 1880 legt Hope sämtliche Prüfungen
ohne offizielle Erlaubnis ab.5

Es gab damals zahlreiche erbitterte Gegner gegen das Frauenstudium
, u. a. Prof. Orth, Pathologe in Berlin mit folgenden Ausführungen
: „Man denke sich nur die junge Dame im Seziersaal mit
Messer und Pinzette vor der gänzlich entblößten männlichen Leiche
sitzen und... präparieren, man denke sie sich die Leichenöffnung eines
Mannes oder einer Frau machen und zur notwendigen Aufklärung der
Krankheitserscheinungen die Beckenorgane mit allem was dazu gehört
zu untersuchen ... man berücksichtige, dass das alles in Gegenwart der
männlichen Studenten vor sich geht, dass die männlichen wie die
weiblichen in der ersten Zeit der Mannbarkeit stehen, wo die Erregung
der Sinnlichkeit ganz besonders leicht und gefahrvoll ist, - man stelle
sich das einmal so recht lebhaft vor und dann sage man, ob man junge
weibliche Angehörige der eigenen Familie in solchen Verhältnissen
sehen möchte! Ich sage nein und abermals nein!"6

1899 heißt es in einem Ärzteblatt: „Es wird kaum geleugnet
werden können, dass von dem heutigen Geschlechte junger Mädchen
aller Stände nur eine verschwindende Mindestzahl den Anstrengungen
- nicht einmal des ernsten Studiums, keineswegs den Strapazen
ärztlicher Praxis - gewachsen sein wird" Diesen Zeitgeist spiegelt
auch ein Schreiben einer Freundin von Hope wieder: „Der Hofrat
(= Klinikchef) erschien auch mitten in der Nacht in sorgfältig
ausgewähltem Anzug, Zylinder und Handschuhen in der Klinik ..."

Ungeachtet aller Schwierigkeiten geht Dr. Adams ihren Weg
weiter - 1903 wird die Approbation in Deutschland anerkannt.7

Hope Adams wehrt sich gegenüber der allgemeinen Einschätzung
der Frau u.a. mit folgenden Ausführungen: „Warum
weist ihr uns immer auf die Natur und habt doch selbst so wenig
Vertrauen zu ihr? Ihr dürft ohne Sorge sein: Wir werden nicht aufhören
, euch zu lieben, wir werden nicht aufhören, Kinder zu gebären,
Kinder zu säugen, Kinder zu erziehen. Wir werden auch nicht aufhören
, mit Mann und Kind ein Heim zu begehren ... Der Kleinbürger,
in seiner ganz richtigen Einschätzung dieses Urgesetzes, in seiner


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