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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 393
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Kind und Spiegel seiner Zeit

nen, auf den kalten Gefilden Polens, in den serbischen Bergen,
auf den eisigen Felsenhöhen der Alpen und in den tiefen Gründen
des Meeres Auch das Gedicht „Der tote Soldat", ausgerechnet
von Johann Gabriel Seidl, dem Verfasser des idyllischen
„Leberecht Hühnchen", sollte die jungen Männer erschüttern
und vor einem neuerlichen Krieg warnen. Natürlich
war von Vaterland die Rede, von Vaterlandsliebe, von deutscher
Arbeit, von „deutscher Treue", auch in Formulierungen, die wir
heute so nicht mehr gebrauchen würden: „Das Vaterland
spricht zu dir" (Paul Feldkeller). Der heutige Leser weiß, dass
keine zehn Jahre später ganz andere Texte in Lesebüchern erschienen
. Die Grundsätze hatte der „Führer" in seinem Buch
1925 und 1927 formuliert. Doch geben wir ihm nicht die Ehre,
sie zu zitieren.

Und schließlich aus heutiger Sicht ein Lob für die Konzeption
dieses Buches bei allen Vorbehalten. Der Herausgeber
wollte in einer nächsten Auflage auf „Änderungswünsche und
Verbesserungsvorschläge" eingehen. Nun sind im Bereich der
Geisteswissenschaften, vollends bei Lesebüchern für die
Schule, Werke höchst selten, die keine Verbesserung vertrügen.
Mit der Auswahl der Dichter kann jener Herausgeber aber dem
Urteil Spätgeborener standhalten. In größerem Umfang Literatur
aus dem Mittelalter und der beginnenden Neuzeit aufzunehmen
, wäre ohnehin wenig sinnvoll gewesen.

Es wurden erstaunlich viele Themen angesprochen, sodass
man das Ziel, die Hinführung zur deutschen und europäischen
Kultur, zweifelsfrei erkennt. Ein „helfendes Buch" im Sinne
von Adalbert Stifter und Wilhelm Hausenstein wollte der Herausgeber
den Lehrlingen an die Hand geben, gern sollten sie es
aufschlagen, vielleicht auch mit ein wenig Stolz auf den stattlichen
Band, für den manche das erste selbstverdiente Geld
ausgegeben haben mochten. „Literarische Erziehung" schon
damals. Gleich zu Anfang war mir aufgefallen, dass in meinem
eigenen Volksschullesebuch noch 30 Jahre später die gleichen
Namen zu finden waren: Emanuel Geibel, Christian Fürchtegott
Geliert, Friedrich Rückert, Johann Peter Hebel, Mathias
Claudius, Ludwig Uhland. Viele von diesen hatten damals
noch ihre Leser, in heutigen Lesebüchern sucht man sie vergeblich
.

Die im Vorwort gewünschten Verbesserungsvorschläge hätten
gewiss nicht die Auswahl der „klassischen" Dichter bemängelt
: Goethe, Schiller, Gottfried Keller, Conrad Ferdinand
Meyer, Heinrich von Kleist, Marie von Ebner-Eschenbach,
Adalbert Stifter, Gustav Freytag ... Ob die später so schmählich
verratene Generation je in solcher Dichte diesen Autoren noch


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