Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 405
(PDF, 94 MB)
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Vater Pazifist, Sohn Frontkämpfer - das schwierige Verhältnis von Adolf und Brandel Geck 40 S

tausend blühende Leben auf den Hängen dieser blutigen Erde.
Es muss alles so rasch wie möglich im Unterbewusstsein versinken
wie ein schlimmer Traum!" Noch im selben Jahr sind erste
Zweifel an der Sinnhaftigkeit seines Tuns in diesem Gemetzel
zu erkennen: „Die Kraft, die dich bewegt, heißt eiserne Pflicht
und Verantwortung mit Ausschaltung von allem, was sich in
dir regen könnte. Nur eine blitzartige Frage schoss mir auf: Gibt
es nicht eine Grenze der unbegrenzten Pflicht?"21 Der Verlust
seiner Unbekümmertheit hing sicher auch damit zusammen,
dass Brandel Geck eine gemeinsame Zukunft mit Hilde plante,
sie auf jeden Fall durch eine Hochzeit schon während des Krieges
sozial absichern wollte. Das Verhältnis seines Vaters zu seiner
Freundin hatte sich deutlich verbessert. Bei Brandeis schwerer
Verwundung im Frühjahr 1916 hatte er sich sogar telegrafisch
mit ihr in Verbindung gesetzt, zum großen Erstaunen von
Marie, die fast triumphierend Brandel berichtete: „Dem Hildekind
hatte der Vaterle schon telegraphiert! Weißt Du, was das
auf seinem Seelenbarometer heißt?"22 Doch trotz dieser Entspannungszeichen
waren die Eltern alles andere als begeistert,
als sie von der geplanten Hochzeit erfuhren. Es war weniger die
gefährliche Kriegszeit als vielmehr die wirtschaftlich ungesicherte
Zukunft des jungen Paares, die Mutter Marie Sorgen
machten. Die Vorstellung Brandeis, nach seiner Heirat das väterliche
Geschäft zu übernehmen, ließ sich nach Auffassung der
Mutter nicht so einfach umsetzen. Marie wies vielmehr auf die
„Brüchigkeit" der Druckerei und des Zeitungsgeschäfts hin, die
allein auf der Anerkennung Adolf Gecks in der Offenburger
Gesellschaft ruhten. Daneben barg die Isolierung des Seniors
im politischen Leben in Offenburg, die sich durch seine weiterhin
ablehnende Haltung zum Krieg noch verschärft hatte, ein
nicht zu unterschätzendes Unternehmensrisiko. Die bei der
Übernahme des Geschäfts durch Brandel notwendig anstehende
Erbauseinandersetzung zwischen den Geschwistern bedeute
eine zusätzliche Belastung, dem das Unternehmen nicht
gewachsen sei, das nicht einmal zwei Familien trage. Die Botschaft
seiner Mutter an Brandel war klar: Vor einem erfolgreichen
Abschluss seines Studiums und ohne eine auskömmliche
Lebensstellung war es unverantwortlich, die Gründung einer
Familie ins Auge zu fassen. Bei seinem derzeitigen Bildungsab-
schluss sei sogar sein bescheidener Wunsch, „vielleicht einmal
Bürgermeister deiner Vaterstadt zu werden", nicht zu verwirklichen
.23

Doch die mütterlichen Ratschläge fruchteten wenig. Denn
Brandel heiratete per Kriegstrauung seine Hilde, die kurze Zeit
später einem Töchterchen, Ingeborg, das Leben schenkte.


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