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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 406
(PDF, 94 MB)
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406 Kurt Hochstuhl

Gleichzeitig wechselte er das Studienfach, hin zu einem sog.
Brotberuf. Ab Wintersemester 1916/17 schrieb er sich an der
juristischen Fakultät der Universität Gießen ein. Mit einem
Juraexamen in der Tasche war die Unterhaltung seiner Familie
sicher einfacher (möglicherweise auch die Aussichten besser, in
seiner Heimatstadt Bürgermeister zu werden) als mit einem
Abschluss in Philosophie. Vielleicht fördert eine systematische
Durchsicht aller Korrespondenzen im großen Nachlass Geck
weitere Erkenntnisse über eine Reaktion Adolf Gecks auf diese
Hochzeit zu Tage. Derzeit ist davon auszugehen, dass es keine
gab, was bezeichnend genug ist.

Mutter Marie jedenfalls litt offensichtlich unter dem Gegensatz
zwischen ihrem Mann und ihrem ältesten Sohn, der nach
ihrer Einschätzung auf identischen Charaktereigenschaften
beruhte (unausgesprochen: Halsstarrigkeit, Dickköpfigkeit bis
hin zur Rechthaberei), die sich allerdings unterschiedlich entwickelt
hätten: „... beim Vater nach der politischen, bei mir
nach der militärischen Seite", wie Brandel im Mai 1917 analysierte
.24

Die neue Verantwortung, die Brandel mit der Heirat und als
Familienvater übernommen hatte, machte aus ihm keinen vorsichtigeren
Soldaten. Weiterhin war er an der Front ein Vorbild
in Einsatz und Pflichterfüllung für seine Untergebenen. Gleichzeitig
wuchs seine Friedenssehnsucht und aufmerksam registrierte
er alle Zeichen, die auf eine baldige Beendigung des
Schlachtens hindeuteten. Die russische Februarrevolution war
für ihn ein solches Zeichen. Am 22. April 1917 schrieb er voller
Euphorie an seine Mutter: „Wer von uns hätte geahnt, dass aus
dem Osten der schauerlich schöne Gesang ertönen soll, der
Lichtstrahlen der Freiheit und eines Geistes verkündet, den der
zivilisierte und liberale' Westen kaum zu erträumen wagte.
Das absolutistische Russland greift in die Speichen der Räder
der Weltgeschichte und hält ein Gericht vor Augen aller Völker,
die nicht Ohren genug haben können um zu hören, wie mächtig
sich eine Idee, ein großer Gedanke elementar verwirklicht
gegen den Willen derer, die ihn in Form eines abscheulichen
Wechselbalges gebären lassen wollten".25

Doch bald nahm ihn der „elende Krieg" wieder voll in Beschlag
. Ekel und Abscheu vor ihm wuchsen, zumal er bei der
Räumung von St. Quentin die „bete humaine" in ihrer „viehischen
" Zerstörungswut kennen lernen sollte. St. Quentin, eine
Kleinstadt im Departement der Aisne, berühmt für ihre mittelalterliche
Kathedrale, war schon am Beginn des Krieges stark
durch Artillerie beschädigt worden. Besetzt von den deutschen
Truppen, wurde die Stadt im Frühjahr 1917 Teil der Hinden-


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