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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 450
(PDF, 94 MB)
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450 Manfred Merker

stachen in den herbstlich grauen Abendhimmel plötzlich verschwindend
in aufquellendem Rauch, von glühenden Eisenstücken umzischt
, dann wieder dastehend, schwarz, verkohlt, viel zackig wie
Runen, die furchtbares Schicksal in ihren Zeichen bargen."

Noch drastischer schildert der elsässische Dichter Rene Schi-
ckele seine zeitnahen Eindrücke, die ihn bei einem Besuch
seiner Verwandten im Oberelsass im Sommer 1915 vor Ort erschütterten
: „In meiner Erinnerung starren tausend von Granaten
geschälte Bäume in die Bläue eines Sommertages. Sie stehen wie
Marterhölzer um den Gipfel des Hartmannsweilerkopfes, der Gipfel
aber ist ein durcheinander geworfener Haufe rötlichen Gesteins,
überblüht von Weiderosen. In meine Erinnerung ist der Hartmanns-
weilerkopf ein Golgatha, wo in vier Jahren 60000 schuldlose Männer
von Explosionen an Pfähle genagelt wurden, von wo Granaten sie in
Fetzen herabholten ..."

D'r alt Offeburger meldete dazu am 12.09.1915: „Der Kanonendonner
aus dem Vogesenwalde, der Anfang dieser Woche in heftiger
Verstärkung sich uns kundgab, war die ernste Kunde eines heftigen
Gefechts mit den Franzosen. Und wie im Argonnerwalde und
im slavischen Osten, so blieb auch dort oben am Lingekopf und
Schratzmännle deutsche Tapferkeit siegreich ... Eine ergreifende Hiobsbotschaft
: Gestern fiel Leutnant Rudi Sachs, ein 17jähriger Held,
durch eine Mine am Lingenkopf. Tags zuvor teilte er noch brieflich
die gefahrvolle Lage mit."

Dr. Sachs setzte am 11.09. eine Todesanzeige in die Tageszeitung
, ein Eintrag steht im Gedenkbuch der Heilig Kreuz Kirche
. Wo Rudolf Sachs begraben wurde, ist bislang unbekannt.
Weder im Register des deutschen Soldatenfriedhofs am Lingenkopf
noch auf dem Ehrenfriedhof für die Gefallenen des Ersten
Weltkriegs am Waldbach ist er zu finden, genauso wenig wie
sein Freund Otto Krieger.

Was hatte die beiden jugendlichen Freunde miteinander
verbunden? Beide hatten als erst 16-Jährige nach der mittleren
Reife, dem Einjährigen, ihre Schule verlassen. Beide hatten sich
zu den Jägern gemeldet, die als eine besonders sportliche und
schick uniformierte Einheit galt. Beide wurden in demselben
Regiment, dem Großherzoglich Mecklenburgischen Jägerregiment
Nr. 14, drei Monate als Rekruten ausgebildet und waren
dann als geschulte Jäger mit ihrer Ausrüstung und ihren Waffen
ins Feld gezogen. Beide waren im ersten Kriegswinter bei
den harten Gebirgskämpfen um die südlichen Vogesenstellun-
gen im Einsatz. Otto Krieger war nur zwei Monate im Krieg, als
ihn eine feindliche Kugel ins Herz traf und er mit 16 Jahren fiel
und damit wahrscheinlich der erste und aller jüngste Kriegstote
seiner Schule, vielleicht auch seiner Stadt war. Rudolf Sachs


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