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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 495
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0496
Die Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) für Jungen in Achern/Illenau 1943-1945 AQ Q

aufgebrochen waren, befanden sich mittlerweise in Salem.
Von Salem-Mimmenhausen fuhr Zipfel mit 40 aus Baden
stammenden Schülern, also vermutlich auch noch einigen
aus Rufach, nach Konstanz und von dort mit einem Sonderzug
, den die französische Besatzungsmacht angeordnet hatte,
über Friedrichshafen-Ulm-Stuttgart-Pforzheim nach Karlsruhe
, wo sich die Gruppe auflöste. Zu diesem Zeitpunkt waren
Stuttgart und Karlsruhe noch in französischer Hand. Kurz vor
der Abfahrt hatte Senger Zipfel noch den Rest der Bargeldkasse
in Höhe von 4470 RM übergeben. Auf jeden Fall haben
alle Schülerinnen und Schüler der beiden Schulen der Illenau
das Kriegsende unbeschadet überstanden. Es ist merkwürdig,
dass von den Schülern der Napola, die alle aus der gleichen
Region stammen, noch nie jemand über die Schulzeit in
Achern oder über die chaotische Evakuierung einen Bericht
geschrieben hat.

Von Bockhacker wusste Zipfel zum Zeitpunkt seines Berichtes
Ende Januar 1946 nur, dass dieser im Gefangenenlager
Schirmeck im Elsass eingesperrt gewesen war und im November
1945 auf der Durchreise kurz in Achern Station gemacht
hatte. Schirmeck war im Zweiten Weltkrieg ein deutsches Straflager
für unbotmäßige Elsässer, die sich dem deutschen Besatzungsregime
widersetzt hatten, und wurde offensichtlich von
den Franzosen jetzt ebenfalls als Straflager genutzt. Als aktuellen
Wohnsitz Bockhackers gab Zipfel Hameln in Niedersachsen
an.

Zur Situation der Illenau nach der Evakuierung der Napola
schreibt Zipfel, dass noch in der Kriegszeit dort auf Weisung
der Kreisleitung 200 Elsässer untergebracht und von der NS-
Volkswohlfahrt verpflegt worden seien. Diese hätten nach der
Besetzung durch die französische Armee unter den Augen der
Franzosen einen Teil des Viehs, des Mobiliars und alle landwirtschaftlichen
Maschinen in das Elsass verschleppt. Diese
Angaben decken sich aber nicht mit den Augenzeugenberichten
zu Achern im Jahre 1945. Danach kamen im Januar 1945
elsässische Bauern aus dem Dorf Gambsheim, das von den
Deutschen wegen der Frontnähe geräumt wurde, mit ihrem
Vieh über den Rhein in die Illenau und zogen nach der Besetzung
von Achern aber wieder zurück.11

Vorübergehend brachte die französische Armee in der Illenau
deutsche Gefangene unter. Im Sommer 1945 wurde die Illenau
zum provisorischen Lager für ehemalige russische und
polnische Fremdarbeiter, sogenannte Displaced Persons, deren
Heimreise oder weiterer Verbleib noch ungeklärt war. Zipfel
spricht von 1800 Personen, die einen großen Teil der Anstalts-


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