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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 544
(PDF, 94 MB)
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Neue Literatur

nur in unterschiedlicher, tatbestandlicher
Ausprägung) die Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruches
.

Ralf Bernd Herden

Im Versteck - Die Geschichte einer Rettung,
nach Naomi Morgenstern, mit zwei Kurzgeschichten
von Ehud Loeb und einem Nachwort
von Noa Mkayton. 52 S., mit 27 Abb.
Herausgegeben von der International School
for Holocaust Studies, Yad Vashem, Israel.
ISBN 978-965-525-059-6, 2012. Bestellung
unter: education.sales@yadvashem.org.il

„Ich existiere nicht/' Das stellte Ehud Loeb
1990 fest. Er bezog sich darauf, dass Bühl,
seine Geburtsstadt, ihn und sein Schicksal bis
dahin nicht wahrgenommen hatte. Seine
Mutter Julchen stammte aus der mehr als
200 Jahre in Bühl nachweisbaren Familie
Schweizer. Sein Vater Hugo Odenheimer kam
aus Bruchsal und sie heirateten 1929, lebten
in Bühl, wo sein Großvater Bertold eine
kleine Druckerei betrieb. Ehud Loeb kam
1934 zur Welt und erhielt den Namen Herbert
. Er war nach 1933 das einzige in Bühl
geborene Kind jüdischer Religion. Jemals mit
anderen Kindern in den Jahren bis 1940 gespielt
zu haben, daran kann er sich nicht erinnern
. Am 9. November 1938, mit viereinhalb
Jahren, erlebte er, wie eine enthemmte
Menge Steine gegen das ehemalige Rabbinats-
gebäude warf, in dem seine Familie und andere
jüdische Menschen eingepfercht leben
mussten. Im Oktober 1940 wurden er, seine
Eltern und seine Großmutter und insgesamt
über 6000 weitere jüdische Menschen aus
Baden, dem Saarland und der Pfalz nach Gurs
im Südwesten Frankreichs deportiert. Sein
Großvater war im August 1940 gestorben;
ihm konnte kein Grabstein mehr errichtet
werden.

In Gurs, manchmal als „Vorhölle von
Auschwitz" bezeichnet, verlor Herbert Odenheimer
nach wenigen Wochen seine Großmutter
, die an den elenden Verhältnissen im
Lager zugrunde ging. Um ihr einziges Kind zu
retten, entschieden sich seine Eltern - in einer
unmenschlichen Lage - ihren Sohn aus dem
Lager wegzugeben, ihn der OSE anzuvertrauen
, einer französischen Organisation zur

Rettung jüdischer Kinder. Diese versteckte ihn
in Waisenhäusern. „Nacht für Nacht lag ich
wach, verbarg mein Gesicht im Kissen und
weinte vor Sehnsucht bittere Tränen", so
Ehud Loeb.

Deutsche Besatzungssoldaten suchten
nach den versteckten Kindern. In Buzancais
im mittleren Frankreich lebten Jules und
Jeanne Robert; der Ehemann, ein Metzger, war
in der französischen Widerstandsbewegung.
Das Paar nahm den kleinen Jungen auf. Niemand
verriet den kleinen Hubert, wie er jetzt
hieß, auch nicht, als er in einem kleinen Ort
bei der Mutter von Jules Robert versteckt
wurde. Dort wusste nur der Ortspfarrer über
seine richtige Identität Bescheid, machte ihn
zum Messdiener, schützte ihn so vor jedem
Verdacht. Es folgten erneut Aufenthalte bei
Jules und Jeanne Robert, dann in anderen
Heimen. Die Befreiung Frankreichs und das
Kriegsende erlebte er beim Ehepaar Robert.
Danach wieder ein Leben im Kinderheim.
„Jeden Tag kamen Väter, Mütter, Onkel oder
Tanten der Kinder ins Heim, um sie abzuholen
." Der nun 12-Jährige überlegte, wie er sich
mit seinen Eltern verständigen würde. Deutsch
hatte er verlernt. Aber: „Ich blieb als Letzter
im Kinderheim übrig."

Ende 1945 wurde ihm gesagt, dass über
seine Eltern nichts zu erfahren war. Ihre
Namen fanden sich später auf Transportlisten
: 1942 waren sie unter den Tausenden, die
aus Frankreich nach Auschwitz gebracht, dort
bald nach der Ankunft ermordet wurden.
Seine geliebte Tante Erna, die einzige Schwester
seiner Mutter, zuletzt in Stuttgart - ebenfalls
ermordet. Entfernte Verwandte in der
Schweiz fanden sich, nahmen ihn als Kind
an. Da war er 13 Jahre alt, hieß nun Herbert
Loeb. - Nach dem Studium der Kunstgeschichte
, die er mit der Promotion abschloss,
ließ er sich in Israel nieder und reihte sich
dort mit dem biblischen Vornamen Ehud
wohl bewusst in die Geschichte seines Volkes
ein. Er arbeitete am Israel Museum in Jerusalem
und lehrte an der Hebräischen Universität
, heiratete, lebt dort mit seiner Frau Sho-
shanna, mit seinen vier Kindern und zahlreichen
Enkelkindern.

Das Buch „Im Versteck. Die Geschichte
einer Rettung" entstand in der Zusammenar-


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