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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 44
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Manfred Merker

Feuervergoldung erkennbar. Der ausgezeichnete Erhaltungszustand
wird nur geringfügig beeinträchtigt durch den verbogenen
rechten Fuß und den verloren gegangenen Heroldstab. Von
ihm ist nur ein Fragment des oberen Teils in der linken Hand
zu erkennen, vielleicht ein Stück der ineinander verschlungenen
Schlangen. In voller kultischer Nacktheit präsentiert sich
der Gott als ein gut gewachsener athletischer Jugendlicher mit
Flügelkappe auf seinem Lockenkopf, einem Beutel in der Rechten
und einem lockeren Mantelüberwurf über der linken
Schulter und dem linken Arm. Startbereit, wie im Aufbruch zu
einem Auftrag als Götterbote, ist das rechte Bein leicht vorwärts
, das Spielbein zurück gestellt. Der wache Blick richtet
sich aufmerksam nach vorn. Die lebendige Präsenz des Göttlichen
, wie sie damals auf die antiken Menschen unmittelbar
gewirkt hat, ist auch für uns Heutige, die wir sie lediglich als
Kunstbetrachter vor Augen haben, im Glanz der edlen Patina
noch in erstaunlicher Weise spürbar. Verloren gegangen ist der
Sockel des Figürchens. Die plumpen Füße und die etwas groben
Gesichtszüge weichen von der insgesamt ästhetisch wohlgestalteten
Erscheinungsform des Gottes ab. Hahl zählt den
Offenburger Silbermerkur zu den besten gefundenen Statuetten
dieser Art. Er denkt an eine römische Kopie der flavischen
Zeit, die sich an den klassischen griechischen Vorbildern Poly-
klets und Lysipps aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert
orientiert.

Diese graziöse Silberstatuette ist ein besonderes Kabinettstück
römischer Kleinkunst. Wahrscheinlich hat sie auf dem
Hausaltar eines reichen Villenbesitzers im Außenbereich des
römischen Offenburg gestanden und sicher schon damals die
Bewunderung seiner Gäste erregt. Weit und breit ist bisher kein
dem Offenburger Merkur vergleichbar schönes Götterbild gefunden
worden, das sowohl durch sein wertvolles Material als
auch durch seine formvollendete Gestaltung wohl ein einmaliges
Kunstwerk darstellt. Er bedeutet für Offenburg, in der Sprache
des kommerziellen Werbejargons touristisch kommunaler
Vermarktung gesprochen, ein markantes Alleinstellungsmerkmal
!

Merkur hat es gut gemeint mit Offenburg. Er war präsent
auf zwei wichtigen Fernstraßen zwischen Süd und Nord und
zwischen West und Ost. In drei Kohortenkastellen, in Rammersweier
, Offenburg und Zunsweier, wurde er von den Soldaten
als Sieg bringender Heeresgott geliebt und verehrt. Auch
die Gewerbetreibenden und Händler des römischen Vicus von
der Marktstraße bis zur Prädikaturstraße und Okenstraße hatten
ihm als Überbringer von Gewinn und Reichtum viel zu


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