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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 351
(PDF, 85 MB)
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_ 351

Jesuiten profitierten von Hexenverbrennungen

Suso Gärtner

„Omnia ad maiorem Dei Gloriam" (Alles zur größeren Ehre
Gottes), so lautet der Leitspruch der Jesuiten, die bis zur Aufhebung
ihres Ordens (1773) in der Markgrafschaft Baden wirkten.
Ihre Missionstätigkeit in der Niederlassung Ottersweier, von wo
aus sie auch die umliegenden Orte und darunter auch Bühl
betreuten, ist nun in dem zweibändigen von der Stadt Rastatt
in Auftrag gegebenen und von Hans Heid herausgegebenen
Werk „Die Jesuiten in der Markgrafschaft Baden (1570-1773)
Heidelberg 2015" ausführlich dargestellt.

Beteiligt waren Jesuiten aber auch an den Hexenverfolgungen
der Jahre 1628-1629 in Baden-Baden und Bühl. Laut dem
Malenzprotokoll des Amts Bühl wurden damals 70 Personen
gefangen genommen, verhört und gefoltert. Die meisten von
ihnen wurden nach der Besiebnung, wo ihnen nochmals ihre
unter Folter erpressten Geständnisse vor sieben Zeugen vorgelesen
worden waren, auf einem Karren zum Hinrichtungsplatz
gebracht. Als Ort wird der Hägenich für die ersten vier Hexen
genannt.1

Die Verhöre fanden im Auftrag des katholischen Markgrafen
Wilhelm (1593-1677) durch den Rechtsgelehrten, den Li-
zentiaten Matern Eschbach, einen unerbittlichen und brutalen
Inquisitor, statt. In den Jahresberichten des Jesuitenkollegs
heißt es zum Jahr 1626:

„Dieses fahr verursachte besondere Mühen durch die Hexen, die
man zur Buße bewegen sollte. Mehr als 100 bestiegen wegen Hexerei
in Baden und in den benachbarten Städten durch das
strenge, aber gerechte Vorgehen der Beamten den Scheiterhaufen.
Die Unsrigen standen ihnen liebevoll bei, so daß man hoffen
kann, daß sie nicht vom kurzen Feuer auf dem Scheiterhaufen ins
ewige Feuer hinübergegangen sind.//2

Dass nicht nur religiöse Motive, sondern auch materielle Beweggründe
dabei eine Rolle spielten, hat Dagmar Rumpf an der
angeblichen Schenkung der Maria Salome Aschmann deutlich
gemacht. Die Schenkung war offenbar aus Furcht vor der drohenden
Folter geschehen. „Unausgesprochen bezichtigte Maria
Salome Aschmann Pater Wilhelm Muster der Erpressung, mit


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