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Ein Gewinner - fünf Verlierer
Begehrtes Amt des Obervogts in Triberg
Johann Franz Meinrad von Pflummern - Veit Sigmund von Reischach
Karl Volk
Zu einer geschichtlichen Betrachtung kann auch gehören, statt
nur von Siegern und Gewinnern zu berichten, ebenso Unterlegene
und Verlierer in den Blick zu nehmen. Selten ist die Quellenlage
so günstig wie im Fall der Bewerbungen um das Amt
des Obervogts in Triberg nach dem Tod des Johann Baptist
Essig (26. Dezember 1736), als sechs Kandidaten dieses Amt
anstrebten. Gewinner wurde Johann Franz Meinrad von
Pflummern. Ihre Namen: Veit Sigmund von Reischach, Joseph
von Kornritter, Laurenz Nabholz, Severin von Bender, Ignaz
von Rottenberg. Alle hatten sie sichere, höhere Positionen inne,
übten vergleichsweise ruhige Tätigkeiten aus, am Hungertuch
nagte keiner, nur Rottenberg bezeichnete sich ausdrücklich als
„ziemlich mittellos". Sie hatten Erfahrungen in der Verwaltung
und kehrten dies auch hervor. Gerade deshalb reizte sie das
Amt des Obervogts von Triberg, dem insgesamt 10 Vogteien
unterstellt waren, die sich über Berge und Täler hinzogen, bewohnt
von einer Bevölkerung, die, gelinde gesagt, schwierig
war, was die Bewerber möglicherweise nicht so genau wussten.
Die Berufung in dieses Amt muss als Beförderung und Ehre
verstanden worden sein, ein weiterer Aufstieg in der Beamtenhierarchie
ist von keinem Triberger Obervogt bekannt. Hohe
Hürden waren zu überspringen, die zuständige vorderösterreichische
Regierungsstelle in Freiburg musste vom besten Kandidaten
(damals „Competenten" genannt) überzeugt werden,
denn sie hatte diesen dem Kaiser zur Ernennung vorzuschlagen
. Die elementaren Voraussetzungen für Triberg stellte der
vorderösterreichische Kammerrat Joseph Leopold Alexi Baron
von Girardi zusammen. Zweckmäßig erschien ihm die Wahl
eines Juristen, um keine zusätzlichen Mittel für Anwälte aufbringen
zu müssen. Schwierigkeiten waren einzuberechnen,
die eventuell von benachbarten Herrschaften drohten. Und
natürlich musste der künftige Obervogt mit den Amtsuntergebenen
umgehen können. Im Falle Tribergs kam auch die Aufarbeitung
der Aktenstapel hinzu, die schon der Vorgänger Essigs
hinterlassen hatte. Der Triberger Obervogt musste, wie betont
wird, in Friedens-, aber auch in Kriegszeiten („wegen ihrer oh-
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