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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 379
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Heinrich Hansjakob in Triberg und Gremmelsbach

Eine kritische Huldigung zum 100. Todestag

Karl Volk

Tanne am Wasserfall und Hausierkiste

Mitten im Ersten Weltkrieg starb am 23. Juni 1916 Heinrich
Hansjakob, der Anlass, seiner in Triberg und Gremmelsbach
besonders zu gedenken. Denn in seinem literarischen Werk
fanden die beiden Orte den ihnen gebührenden Platz, gerade
Gremmelsbach sucht man in der Unterhaltungsliteratur
nahezu vergebens. Zur Erzählkunst Hansjakobs gehört, dass
er das Wort an die Hausierkiste seines Großvaters, des Wälder-
Xaveri, abgibt, mit anderen Worten: die Hausierkiste selber
reden lässt. Das Gespräch der Kiste mit ihrer „Mutter", einer
Tanne am Wasserfall - denn die Kiste ist aus ihrem Holz gefertigt
- über ihre Umgebung und ihr Schicksal enthält durchaus
philosophische Gedanken über Leben und Sterben, über
die Zeit, die die Menschen im Unterschied zu Tannen ganz
anders fühlen. Die Erzählerin, in Wahrheit die alte Tanne,
vergisst dabei aber die Welt am Boden, unter dem Boden und
in den Wipfeln der Tannen nicht. Es gelingt eine herrliche
dichterische Beschreibung, mehr noch ein Stimmungsbild
der Wasserfallwildnis, dazu ein Bild des 18. Jahrhunderts,
denn die Wallfahrtskirche ist 1705 erbaut, die Tanne hört, so
will es der Dichter, die Glocken der Wallfahrtskirche, andere
Bäume schauen den Uhrenträgern, die vorbeikommen,
in die Ferne nach und sehen sie dann auch glücklich heimkehren
. Ein Streiflicht über einen Moment der Triberger Geschichte
.

Die gesprächige Hausierkiste nimmt auch älteres Erzählgut
auf, nämlich die Sage vom Untergang der Burg Althornberg in
der Heiligen Nacht. Möglicherweise ist diese Darstellung Hansjakobs
die erste schriftliche Fixierung der Sage. Fühlende
Wesen werden die Tannen, die Waldmeister und Waldhüter als
ihre Mörder fürchten, ja, die ganze Menschheit wird jetzt keines
guten Wortes mehr gewürdigt: „Tyrannen", „Quälgeister"
sind noch die harmlosesten Bezeichnungen für sie. Die Erzählerin
erfährt das Glück eines natürlichen Todes. Ein Windstoß
bringt sie zu Fall. Aus dem Holz der Tanne wird, wie gesagt, die
Hausierkiste des Wälder-Xaveri gefertigt, der sein Leben lang
im Kinzigtal Hausierer blieb.


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