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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 403
(PDF, 85 MB)
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_ 403

Anton Schmid in Schutterwald 1933-1943:

Ein Dorfpfarrer widersteht den Nazis

Karl Hansert

Es war ein glücklicher Fund wider das Vergessen: ein Aktenfaszikel
aus 147 Blättern, mit einer groben Schnur zusammengeheftet
, die Seiten eng beschrieben mit Schreibmaschine und
einer sehr schönen und regelmäßigen, gleichwohl oft nicht
leicht lesbaren altdeutschen Schreibschrift. Über ein halbes
Jahrhundert lang hatte das Bündel im Schrank des katholischen
Pfarrhauses in Schutterwald verborgen gelegen, und
nachdem ein neuer Pfarrer eingezogen war, bewahrte es nur
die glückliche Aufmerksamkeit eines Fußgängers vor der Vernichtung
und dem endgültigen Vergessen auf einem Haufen
Sperrmüll am Straßenrand. Schließlich waren die Blätter über
einige merkwürdige Umwege auf mich gekommen.

„Kampf und Krampf" war auf dem rot-braunen, an den Rändern
eingerissenen Deckblatt mit schwarzer Tinte geschrieben,
darunter war mit schwarzer Tinte ein kleines, gegenläufiges
und etwas unregelmäßiges Hakenkreuz gemalt. Was auf den
Blättern zu lesen war, beginnt unmittelbar nach der Machtergreifung
der Nazis im Frühjahr 1933 und endet im Sommer
1943. Anton Schmid, der im Frühjahr 1933 als junger Pfarrer in
der katholischen Gemeinde „St. Jakobus" in Schutterwald eingesetzt
worden war, beschreibt und dokumentiert seinen Widerstand
gegen die Nazis auf dem Rathaus in dem Dorf und auf
der Gestapo-Leitstelle in Offenburg. Er berichtet davon, wie sie
ihm das Leben schwer machten, wo und wie sie nur konnten,
er schreibt von der offenen Feindschaft und von den Denunziationen
insbesondere des Ortsgruppenleiters und Schulleiters
der damaligen Volkschule. Nachzulesen sind auch die Verhöre
bei der „Gestapo-Leitstelle" in Offenburg, die „Strafgelder" und
die brutale Beraubung, die wiederholte Inhaftierung und Androhung
von KZ-Haft. Die Blätter berichten auch von Bürgern
aus dem Dorf, die sich für den Pfarrer mutig einsetzen. Der
Pfarrer schreibt aber auch in bewegenden Worten von seiner
Enttäuschung, wie sehr er von seinem Bischof und der bischöflichen
Verwaltung in Freiburg in seinen Nöten allein gelassen
wurde.

In Kenntnis der Millionen Toten des 2. Weltkrieges, der
Millionen Menschen, die ihrer Heimat beraubt wurden, und
in Kenntnis der maßlosen Erschütterungen und Verbrechen


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