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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 309
(PDF, 82 MB)
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_ 309

Das Jugendtreffen 1930 auf dem Sohlberg -
ein Anfang deutsch-französischer Verständigung?

Heinz C. Huber

Vom 28. Juli bis 3. August 1930 fand um die Jugendherberge
auf dem Sohlberg ein deutsch-französisches Jugendtreffen
statt. Während die deutschen Teilnehmer Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Karlsruher Jugendbünde waren, in der 40
weltanschaulich und konfessionell unterschiedliche Gruppen
zusammengeschlossen waren, gehörten die französischen Teilnehmer
„den allerverschiedensten politischen und weltanschaulichen
Lagern" an: Junge „Action Francaise", „Jeunesses
Patriotes, „Hervejugend" und „Jeunesses Radicales" waren vertreten
sowie Mitglieder der „Völkerbund]ugend", der „Ligue
d'Action Republicaine et Socialiste" und Anhänger der Zweiten
und Dritten Internationale.1

Die Tagung war von Otto Abetz, dem 1927 gewählten Vorsitzenden
der Karlsruher Jugendbünde, und dem „Notre
Temps"-Herausgeber und Briand-Vertrauten Jean Luchaire organisiert
worden. Bei der Begrüßung formulierte Abetz als Ziel,
„eine Annäherung der Jugend einst zweier verfeindeter Nationen
zu erzielen". Und weiter: „Das Schicksal des Abendlandes
ist Deutschland und Frankreich; und so wie die Jugend beider
Länder ist, so wird einst sein Schicksal, seine Zukunft oder sein
Ende sein."2 Im Schlusswort forderte Abetz' französischer Partner
Luchaire dazu auf, „gegen die verbohrten alten Männer
anzutreten", Erbfeindschaft und altes Denken gemeinsam mit
der Jugend des Nachbarlandes zu überwinden und eine europäische
Union auf der Grundlage eines deutsch-französischen
Ausgleichs zu errichten.

Dass das Treffen zwischen rund 100 jungen Deutschen und
Franzosen zustande kam, war keine Selbstverständlichkeit,
sondern „ein Unterfangen mit Pioniercharakter"3. Wurde hier
eine Entwicklung vorweggenommen, die erst im Zeitalter Adenauers
und de Gaulles irreversibel verankert wurde? Die
deutsch-französischen Jugendbegegnungen wurden am 26.
Oktober 1930 mit der Konstituierung des „Kreises der Freunde
des Sohlbergcamps" institutionalisiert4 und es wurde mit den
Deutsch-französischen Monatsheften ein Publikationsforum
geschaffen.5 In Rethel in den französischen Ardennen (1931),
Mainz (1932), Paris (1933) und Berlin (1934) fanden weitere
Treffen statt. Sie konnten sich jedoch nicht der Dynamik der
politischen Entwicklung vor allem in Deutschland entziehen


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