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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 13
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Die 100-jährige „Friedensfichte" von Nordrach

Im Ersten Weltkrieg pflanzte ein Zwangsarbeiter ein kleines Bäumchen

Ulrich Spitzmüller

Mitten im Ersten Weltkrieg, im Jahr 1916, pflanzte ein junger
Zwangsarbeiter aus der Ukraine bei einem Bauernhof in Nordrach
ein kleines Bäumchen. Daraus ist eine stattliche Fichte
geworden, deren Entstehungsgeschichte zum 100-jährigen
Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 2018 einer Erinnerung
würdig ist.

Den im Laufe der Jahrzehnte etwas windschief gewordenen
markanten Baum oberhalb des Ortszentrums der Schwarzwaldgemeinde
Nordrach haben wohl die meisten Einwohner schon
mal unbewusst gesehen, wenn sie etwa beim Gräberbesuch
oder bei Beerdigungen auf dem Friedhof nach oben auf die
Felder blicken. Auch Besuchern der traditionellen Kilwi immer
am letzten Augustwochenende könnte der Baum beim Bummel
zwischen den Marktständen rund um die neugotische
Pfarrkirche St. Ulrich schon mal aufgefallen sein. Die große
Fichte erhebt sich auf einer kleinen Anhöhe neben dem Her-
merhansenhof im Dorf. Wind und Wetter haben sie in den
100 Jahren, in denen sie dort steht, etwas zerzaust, die Spitze
oben ist von Stürmen gekappt.

Im Kriegsjahr 1916 hat sie ein junger Mann genau an dieser
Stelle gepflanzt. Das Schicksal hatte ihn als Zwangsarbeiter in
den Schwarzwald und auf den Hof von Johann Anton Spitzmüller
(1870-1946) verschlagen. Der junge Mann, ein Wirtssohn
, stammte aus Odessa auf der Krim - jener Halbinsel in der
Ukraine, die mit der Annexion durch Russland im Frühjahr
2014 wieder in die Schlagzeilen gekommen ist.

Er war als Zwangsarbeiter zum Einsatz in der Landwirtschaft
abkommandiert. Im Ersten Weltkrieg wurden ab 1914
auch Bauernsöhne aus dem Nordrachtal zum Kriegsdienst an
der Front eingezogen, weshalb Arbeitskräfte für die Arbeit auf
den Feldern und im Wald fehlten. Diese „Lücken" sollten eben
die Zwangsarbeiter aus den östlichen Gebieten schließen, die
mit den Bauersfamilien auf den Höfen unter einem Dach lebten
. So hatte auch der Hermerhansenhof im Ersten Weltkrieg
Zwangsarbeiter zugewiesen bekommen.

Seine Geschichte hat Alfred Spitzmüller senior, der für sein
gutes Zahlen- und Namensgedächtnis bekannte frühere Hofbauer
(1901-1976), immer wieder im Familien- und Freundes-


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