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Kehl im letzten Kriegsjahr:
Aus dem Tagebuch des Mathias Nückles V
Ute Scherb
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Für die Zeitenwende 1918/1919, den Zusammenbruch des Kaiserreichs
, die Revolution und die Einführung einer neuen
Staatsverfassung, hat sich in Kehl eine einzigartige Quelle erhalten
, die es ermöglicht, die Geschehnisse vor Ort aus einer
ganz persönlichen Perspektive zu rekonstruieren: das Tagebuch
von Mathias Nückles V.
Mathias Nückles V wurde am 16. August 1870 in Dorf Kehl1
geboren. Im Mai 1896 heiratete er die aus demselben Ort stammende
22-jährige Magdalena Dilles. Das Paar hatte drei Kinder,
die Töchter Magdalena und Elisabeth, im November 1896 und
im Dezember 1897 geboren, sowie einen Sohn Albert, der im
Februar 1904 auf die Welt kam. Bei ihm durchbrachen die Eltern
die Tradition, jeweils dem ältesten Sohn den Vornamen
des Vaters zu geben und in römischer Ziffer die Nummerierung
anzufügen. Mathias Nückles V war wie fast alle Dorfbewohner
Nebenerwerbslandwirt und arbeitete als Beamter beim Elektrizitätswerk
im Hafen, wohin er allmorgendlich, auch sonntags,
quer durch die Stadt mit dem Fahrrad fuhr. Die Familie wohnte
in der Hauptstraße in Dorf Kehl. Auf seinem Heimweg kehrte
er oftmals in einer der vielen an der Hauptstraße gelegenen
Gaststätten ein, vorzugsweise im „Lappe", womit das heute
noch existierende Hotel „Zum Rebstock" gemeint ist, oder ins
Abb. 1: Unermüdlicher
Tagebuchschreiber:
Mathias Nückles V,
hier mit seiner
Frau Magdalena,
Foto von 1934
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