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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1981-1_1/0007
Der Führer durch die „Museen in Baden-Württemberg", Stuttgart 1977, mittlerweile
in 2. verbesserter Auflage erschienen, herausgegeben vom Museumsverband Baden-
Württemberg, führt allein 399 Museen auf. Dies ist ein Beweis, daß unsere kleinräu-
mige, differenzierte Kulturlandschaft nur in zahlreichen regionalen Museen überschaubar
und vollständig darzustellen ist und widerspricht den oftmals diskutierten
Planungsvorhaben zur Errichtung sogenannter Zentralmuseen. Gleichzeitig ist dies
auch Zeugnis von der Aufgeschlossenheit, mit der man vielerorts dem Museumsgedanken
begegnet.

Im Hinblick auf diese große Zahl von Museen sollte man aber bei geplanten Museumsneugründungen
sehr nüchtern überlegen, ob alle notwendigen Voraussetzungen
für eine gedeihliche Zukunft dieses Museums gegeben sind:

Unabdingbar sind:1)

... ein fundierter Sammlungsbestand

... geeignete Ausstellungsräume und Depots

... ein fähiger Sammlungsbetreuer

... die notwendige Finanzausstattung und die selbstauferlegte Verpflichtung des
Museumsträgers, gerade auch bei den Kommunen, das Museum fest in den Haushaltsplanungen
zu verankern.
Nur durch planmäßiges Vorgehen bei der Errichtung eines Museums kann ein erfolgreicher
Grundstein zu einer interessanten Präsentation von Geschichte, Kultur und
Alltag einer bestimmten, genau umgrenzten Landschaft gelegt werden.

Aufgrund der Initiative der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde
im Heimat- und Verkehrsverein Kenzingen kam es im Laufe dieses Jahres zu einem
Neuanstoß zur Errichtung eines Heimat-Museums, ein Vorhaben, das in Kenzingen
nun seit ca. 20 Jahren latent zur Diskussion steht.

An dieser Stelle wäre es einmal interessant, kurz die Geschichte der kulturgeschichtlichen
Museen vorzustellen:

Bereits Renaissance und Aufklärung kannten Museen, die aber letztlich reine fürstliche
Raritäten- und Kuriositätensammlungen waren und zum Ergötzen einer adeligen
Gesellschaftsschicht dienten. Dem „gemeinen" Volk blieben diese „Wunderkabinette
" weitgehend verschlossen. Auch der Museumsgedanke des 19. Jahrhunderts
berücksichtigt nur eine bestimmte, elitäre Bevölkerungsschicht, nämlich das
Bürgertum der Städte. 1889 klagte das „Berliner Komitee zur Gründung eines
Museums für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes", daß man
zwar wisse, „wie unser Volk denkt und glaubt und fühlt und spricht und singt und
tanzt", daß aber die von ihm gefertigten Gegenstände, die Anlage von Höfen und
Dörfern, die Art des Wirtschaftens und die „kunstvolle Hand- und Hausarbeit" noch
weithin verborgen sei.

Die Zielsetzung dieser Museen war:

1. zunächst Vermittlung einer höheren Aligemeinqualifikation der Arbeitskraft zur
„Einbürgerung" aller Gesellschaftsmitglieder.

2. später Entwissenschaftlichung der Volksbildungsbewegung und Ideologieersatz:
Kompensation durch Betonung „idealer Güter". Der Strukturwandel des dörflichen
Lebens (Umstellung der Arbeitstechnik) wurde nicht als gesellschaftspolitische
Entwicklung, sondern als bedauernswerter und unersetzlicher Verlust

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