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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1981-1_1/0026
Der Steinmetzberuf — gestern und heute

Alte Steinkreuze und Bildstöcke auf unseren Fluren wurden von gläubigen Menschen
in Auftrag gegeben — vermutlich vorwiegend von Bauern, die reiche Ernte
oder auch Hungersnot aus den Händen Gottes entgegennahmen. Wohl selten aber
hatte der Auftraggeber präzise Vorstellungen vom fertigen Werk. Hinzukommen
mußte die künstlerische und auch gläubige Kraft des Ausführenden — des Steinmetzen
.

Dieser Beruf — heute ein Splitterberuf — war früher viel weiter verbreitet in einer
Zeit, in der noch keine Rede war von künstlichen Mauersteinen, von Betonstützen
und Stahlträgem. Gehen wir durch Straßen, deren Bild zumindest noch vom letzten
Jahrhundert geprägt ist, machen wir uns gewöhnlich keine Vorstellung davon, wieviel
Arbeitskraft, künstlerische und technische Fertigkeit aufgebracht werden mußten
, bis alle Werksteine von Hand präzise quaderförmig behauen, alle Rundungen,
Kehlen und Verschneidungen einer Tür- oder Fensterumrahmung zeichnerisch konstruiert
und in Stein umgesetzt waren, ganz zu schweigen von reicherem figürlichem
Schmuck. Diesen Tätigkeiten mit ihren fortschreitenden Anforderungen haben die
Bezeichnungen Steinhauer — Steinmetz — Bildhauer entsprochen.

Heutzutage kann man sich nach einer einheitlichen Prüfung Steinmetz- und Bildhauermeister
nennen — ein anspruchsvoller Titel. Ein Gang über unsere Friedhöfe,
ein Haupttätigkeitsfeld des Steinmetzen, zeigt allerdings höchst unterschiedliche
Leistungen. Rundum maschinell bearbeitete Steine lassen auch nicht den mindesten
Hauch handwerklichen, geschweige denn künstlerischen Ehrgeizes erkennen, während
andere Denkmale (die diesen Namen auch verdienen, leider aber in der Minderzahl
sind) etwas vom persönlichen Ausdruckswillen ihres Urhebers zeigen, einen
Bezug zum Verstorbenen herstellen, zumindest sich aber etwas bescheidener im
Hintergrund halten als die Industrieprodukte, wie es sich in einem Friedhof ziemt.
Auch andernorts gibt es in Form von Brunnen, Gartenschmuck oder Hinweissteinen
zahlreiche Objekte, an denen sich schöpferische Phantasie und handwerkliches Können
erweisen können. Dinge, die nicht zum täglich notwendigen Bedarf gehören,
bieten Entspannung und bereichern unser Leben. Hier fehlt es wohl weniger am guten
Handwerk, als noch am Auftraggeber. Eine Zeit, die die Hektik verabscheuen
lernt und sich der Restauration alter Denkmäler verpflichtet fühlt, könnte den
Steinmetzberuf zu neuer Blüte führen.

F. Bernhard

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